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Peter Harrison: Die COP15 hat ein unmissverständliches Signal gesetzt, die Natur zu bewerten

Die Welt mag heute Milliarden mobilisieren, um in die Natur zu investieren. Jedoch müssen daraus Billionen werden – und zwar schnell.

16.01.2023
rainforest

Authors

Peter Harrison
Group Chief Executive

Zu Beginn des Jahres 2023 stehen die Natur und die biologische Vielfalt so sehr im Rampenlicht wie nie zuvor. Die COP15, der UN-Biodiversitätsgipfel, stellte einen echten Durchbruch dar, um den weltweiten Rückgang der Natur bis 2030 aufzuhalten.

Aber damit das Ziel Wirklichkeit wird, muss es auch der Wendepunkt für Investitionen in die Natur sein. Wir mobilisieren heute vielleicht Milliarden, aber daraus müssen Billionen werden – und zwar schnell. Neben öffentlichen Geldern werden auch private Mittel eine wichtige Rolle spielen, wenn sie auf faire und effektive Weise eingesetzt werden. Das ist unverzichtbar für eine Welt, die einen Kurs in Richtung einer naturfreundlichen Zukunft einschlagen will.

Während sich einige Kommentare auf die „geringe Aufmerksamkeit“ konzentrierten, die der COP15 im Vergleich zur COP27 zuteilwurde, sendet der vereinbarte Rahmen ein Signal, das die Wirtschaft und der Finanzsektor nicht ignorieren können.

Man hoffte auf ein „Pariser Abkommen für die Natur“, und zweifellos war das Abkommen ein wichtiger Meilenstein in den Bemühungen um den Naturschutz. Zu den Ergebnissen gehört das Ziel, 30 % der Natur auf der Erde bis 2030 zu schützen.

Wie unser globaler Leiter Sustainable Investment Andy Howard, der im Namen von Schroders an der globalen Konferenz teilnahm, sagte, haben Investoren keine Wahl, ob sie sich dem Thema aussetzen oder sich darauf einlassen wollen.

Einfach ausgedrückt ist das Naturrisiko ein wesentlicher Faktor für das Investitionsrisiko und die Rendite. Transnationale Unternehmen und Finanzinstitute werden zunehmend verpflichtet sein, Naturrisiken, -abhängigkeiten und -auswirkungen offenzulegen.

Obwohl noch viel zu tun ist, ist eines klar: Der Wandel wird kommen, und er wird von Daten über unsere natürliche Welt und von den Auswirkungen der Realwirtschaft abhängen.

Ein Beispiel: In Afrika hat ein Team von Wissenschaftlern bei Natcap Research, in das Schroders letztes Jahr investiert hat, mithilfe von Satellitendaten und maschinellem Lernen Gebiete mit hohem Potenzial für die Kohlenstoffbindung und -speicherung in Ghana und Sierra Leone identifiziert.

Für die priorisierten Standorte führten sie detaillierte Bewertungen der potenziellen Kohlenstoffeinheiten mit einem höheren Genauigkeitsgrad durch, als dies bisher möglich war. Dieser innovative Ansatz gibt Investoren mehr Sicherheit in Bezug auf ihre Kohlenstoffrendite und ermöglicht es naturbasierten Projekten, die Ergebnisse für das Klima und die Natur zu maximieren.

In Grossbritannien haben die Wissenschaftler des Unternehmens eine Methode entwickelt, um den in den obersten 30 cm des Bodens gespeicherten Kohlenstoff in sehr feinen räumlichen Massstäben – in Quadraten von fünf Metern – zu modellieren. Diese Fernerkundungsmodelle können als Orientierungshilfe bei der Datenerhebung für die Kohlenstoffmärkte dienen und den Bedarf an kostspieligen Probenahmen vor Ort verringern. Das ist wissenschaftlich bahnbrechend und kann zusammen mit anderen Forschungstätigkeiten ganz neue Möglichkeiten für die Bewertung der Natur eröffnen.

Welche Bäume oder Mangroven sollen wo gepflanzt werden? Wie können wir Grünflächen miteinander verbinden, um die Biodiversität exponentiell zu erhöhen? Wie viel Kohlenstoff kann – und könnte – der Boden mit regenerativen landwirtschaftlichen Praktiken speichern? Welche Möglichkeiten gibt es, Bestäuber zu unterstützen, und welche Risiken bestehen dabei?

Diese Fragen – und die Daten, die eine Antwort darauf geben – sind entscheidend, um die politischen Zielsetzungen und finanziellen Verpflichtungen in eine reale Wirkung vor Ort auf der ganzen Welt umzusetzen. Durch gemeinsame Anstrengungen der Forscher konnten erste Antworten darauf geliefert werden.

Dies sind auch Fragen der treuhänderischen Pflicht für Investoren wie Schroders, die Vermögenswerte und Unternehmen mit Auswirkungen auf die Natur besitzen. Investitionen in die Natur können sowohl Rendite als auch Wirkung bringen – während die Nichtberücksichtigung des Naturrisikos eine Belastung für Unternehmen und ihre Investoren darstellt. Dieses Thema ist für Unternehmen von Bedeutung. Deshalb haben wir bei Schroders einen unternehmensweiten Plan für die Natur ins Leben gerufen. Wir sind entschlossen, die Auswirkungen unserer Investitionen auf das Naturkapital besser zu messen, darüber zu berichten und sie zu verbessern.

Mit besseren Daten können wir eine Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis, zwischen Politik und Kapitaleinsatz schlagen. Dies kann zu einer differenzierteren Offenlegung der Auswirkungen, einer aktiveren Zusammenarbeit mit Unternehmen und neuen Produkten und Lösungen zur Förderung des Naturkapitals in Private Assets führen.

Auch die Berichterstattungsstandards für Natur und Biodiversität, die diese Angaben widerspiegeln sollen, werden rasch weiterentwickelt. Unternehmen haben damit begonnen, den Einsatz der Taskforce on Nature-related Financial Disclosures (TNFD) und der Science Based Targets for Nature (SBTN) – Äquivalente zu den weitverbreiteten Klimarahmenwerken – zu erproben. Das International Sustainability Standards Board (ISSB) wird auf diesen Bemühungen aufbauen, um dazu beizutragen, internationale Standards für Naturverluste zu setzen.

Um es klar zu sagen: Die Realität ist, dass wir heute weit davon entfernt sind, die notwendigen Mittel für den Schutz der Natur, die die Grundlage unserer Wirtschaft und Gesellschaft bildet, aufzubringen. Die Vereinbarung auf der COP15 zielt darauf ab, die Finanzierungslücke in Höhe von 700 Milliarden Dollar zwischen den jährlichen Ausgaben für den Naturschutz und den notwendigen Ausgaben bis 2030 zu schliessen.

Die Bereitschaft der Investoren ist vorhanden. Die im vergangenen Monat veröffentlichte Global Investor Survey von Schroders unter globalen Anlegern ergab, dass 63 % der Anleger wünschen, dass sich Fondsmanager auf das Engagement von Unternehmen in den Bereichen Naturkapital und Biodiversität konzentrieren – das ist sogar ein höherer Wert als für das Klima (59 %).

Um wirklich das erforderliche Mass an Finanzströmen zu erreichen, muss der in Montreal vereinbarte Rahmen zu einer raschen und tiefgreifenden Angleichung der Politik und der Anreize (und Fehlanreize) führen – so wie wir es zunehmend beim Klimawandel sehen. Zudem wird er zu einem stärkeren Datenaustausch führen, einschliesslich der Offenlegung von Daten für Unternehmen.

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