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Das Pfund erreichte am Montag (26. September) gegenüber dem US-Dollar vorübergehend ein Allzeittief von 1,035 US-Dollar. Schuld daran hatte zum Teil das „Mini-Budget“ des neuen Schatzkanzlers Kwasi Kwarteng (23. September). Ebenso zu berücksichtigen ist, dass es auf einen durch politische Unsicherheit geprägten Sommer nach dem Rücktritt des ehemaligen Premierministers Boris Johnson folgte.
Dieselben Bedenken, die zur Währungsschwäche beitrugen, spiegelten sich auch am britischen Anleihemarkt wider: Die Kurse britischer Staatsanleihen (oder Gilts) büßten ebenfalls stark ein, was die Renditen in die Höhe trieb. Auch diese Kursabgaben sollten im Zusammenhang mit allgemeinen Entwicklungen gesehen werden, die in diesem Jahr die Anleihekurse in vielen Industrieländern belastet haben.
Wir haben unsere Anleger und Ökonomen gefragt, was diese Entwicklungen für die Wirtschaft und die Anlagemärkte von Großbritannien bedeuten.
Die Fixed-Income-Sicht
„Das Vertrauen der Anleger wurde eindeutig erschüttert und viele negative Nachrichten wurden schnell in britische Vermögenswerte eingepreist“, sagte Paul Grainger, Leiter Global Fixed Income and Currency.
„Der Giltmarkt bietet nun die günstigsten Bewertungen seit vielen Jahren. Da sich jedoch kein klarer und glaubwürdiger britischer Haushalt abzeichnet und die Reaktion der Bank of England ungewiss ist, sind Giltkäufe in diesem Stadium verfrüht.
Der andere Teil der Gleichung ist die Währung. Der Vertrauensverlust und die fehlende Finanzierung des britischen Haushalts sendeten die Landeswährung auf Talfahrt. Viele Marktkommentatoren rechnen gegenüber dem US-Dollar mit einem Rückgang zur Parität oder darunter.
Im Fixed-Income-Team haben wir das Pfund Sterling während des größten Teils des Jahres negativ eingeschätzt, was die allgemeine Besorgnis über die britische Wirtschaft widerspiegelte.
Die Unsicherheit dürfte hoch bleiben. Regierung und Bank of England müssen glaubwürdige mittelfristige Pläne vorlegen, damit die Märkte in puncto Inflation, Wachstum und fiskalische Dynamik Vertrauen haben. Nur dann sind britische Rentenpapiere und das Pfund Sterling für Kapitalanlagen attraktiv.“
Die Multi-Asset-Sicht
„Es ist sehr verlockend, nunmehr den Kauf britischer Vermögenswerte zu erwägen”, sagt Remi Olu-Pitan, Leiter Multi-Asset Growth and Income Strategies. “Ungedeckte oder durch eine höhere Kreditaufnahme finanzierte Staatsausgaben geben jedoch Anlass zur Sorge und nehmen, nach der Geschichte zu urteilen, kein gutes Ende.
Aktuell verlangen die Anleger mehr Vertrauen, und das muss sowohl von der Bank of England als auch von der Regierung kommen, um viele dieser Ängste zu zerstreuen. Bis dahin werden die Anleger eine höhere Risikoprämie für britische Vermögenswerte verlangen, und diese muss sich entweder über eine weitere Abwertung des Pfund Sterlings oder einen weiteren Anstieg der Staatsanleiherenditen einstellen. Wir brauchen also vielleicht erst eine weitere Verbilligung.
Ein Teil der Glaubwürdigkeit ist verloren gegangen, und es muss etwas passieren, damit sich internationale Anleger in diese billigen Vermögenswerte wagen.“
Auswirkungen auf britische Zinssätze
Azad Zangana, Senior European Economist & Strategist, kommentiert:
„Es gibt Bedenken, dass der Währungshüter nicht das umsetzen wird, was der Markt verlangt. Mit anderen Worten: eine Zinserhöhung bis Mitte nächsten Jahres auf 5,25 % und bis Ende 2023 auf 5,5 %. Internationale Käufer von Gilts fordern höhere Zinsen als Ausgleich für das in ihren Augen gestiegene Risiko von Krediten an die Regierung.
Meiner Einschätzung nach vermeidet die Bank of England aus der Not heraus, die Zinsen zu erhöhen. Dafür sprechen ihre früheren Erfahrungen mit Währungsinterventionen wie am Schwarzen Mittwoch von 1992. Damals musste sich Großbritannien nach einem Zusammenbruch des Pfund Sterlings aus dem Europäischen Wechselkursmechanismus zurückziehen. Die Bank kann jedoch bis zur nächsten Sitzung des geldpolitischen Ausschusses im November weitere falkenhafte Erklärungen abgeben – und damit weitere Zinserhöhungen andeuten.“
Folgen für britische Unternehmen
Inländische Anleger sind nicht direkt vom Kursrückgang des Pfund Sterlings betroffen. Sie fragen sich jedoch, inwieweit die Währungsschwäche zu höheren Import- und Kreditkosten für die britischen Unternehmen führt, in denen sie investiert sind.
Großbritannien importiert viele Waren, insbesondere Energie, die auf Dollar lauten (neben Kursabgaben des Pfund Sterlings notierte der Dollar dieses Jahr bisher sehr stark). Unternehmen verschulden sich auch auf den internationalen Anleihemärkten in Dollar und Euro.
Sue Noffke, Leiterin UK Equities, sagte: „Wir müssen Währung, Zinssätze, Anleiherenditen und Wirtschaftswachstum zusammen betrachten. Die Energiepakete der Regierung dürften die Auswirkungen auf Haushalte und Unternehmen abfedern und die Inflationsrate auf ein Niveau senken, das ohne diese Eingriffe nicht möglich wäre.
Diese Eingriffe und die Streichung der ab April 2023 vorgesehenen Körperschaftssteuererhöhungen dürften dem britischen BIP Auftrieb geben. Dies dürfte sich in positiven Gewinnrevisionen für durch Probleme mit Krediten oder währungsbezogenen Inputkosten unbelastete Unternehmen niederschlagen. Davon ausgenommen könnten jedoch Einzelhandels- und Immobilienunternehmen sein, die aufgrund des fallenden Pfunds – im Falle Ersterer – und steigender Zinsen – im Falle Letzterer – möglicherweise nicht profitieren.
In das System sind Verzögerungen eingebaut, die dazu beitragen könnten, den unmittelbaren Schlag abzuschwächen. Unternehmen, die Waren importieren, seien es Fertigprodukte, wie etwa Unterhaltungselektronik, Kleidung und Lebensmittel, oder Komponenten einschließlich in Großbritannien zu montierender Fahrzeugteile, verfügen beispielsweise über finanzielle Absicherungsmethoden. Kurzfristig können ungünstige Wechselkursentwicklungen kompensiert werden, und zwar durch Währungsabsicherung.
Doch irgendwann werden die Unternehmen von all diesen Herausforderungen eingeholt, und wir konzentrieren uns weiterhin auf die langfristigen fundamentalen Aussichten der Unternehmen.
Indessen verdienen börsennotierte Unternehmen und insbesondere die Konstituenten des FTSE 100 ihr Geld hauptsächlich im Ausland, und daher könnten ihre Gewinne, Dividenden, Umsätze und Bewertungen alle potenziell von der Abwertung des Pfunds profitieren.“
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Die hierin enthaltenen Ansichten und Meinungen sind die der Autoren dieser Seite und repräsentieren nicht notwendigerweise die Ansichten, die in anderen Mitteilungen, Strategien oder Fonds von Schroders zum Ausdruck gebracht oder reflektiert werden. Dieser Artikel dient nur zu Informationszwecken und ist in keiner Weise als Werbematerial gedacht. Das Material ist nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten gedacht. Das Material ist nicht als Buchhaltungs-, Rechts- oder Steuerberatung oder als Anlageempfehlung gedacht und sollte auch nicht als solche angesehen werden. Schroders geht davon aus, dass die hierin enthaltenen Informationen zuverlässig sind, übernimmt jedoch keine Gewähr für deren Vollständigkeit oder Richtigkeit. Für Irrtümer in Bezug auf Fakten oder Meinungen kann keine Verantwortung übernommen werden. Bei individuellen Investitions- und/oder strategischen Entscheidungen sollte man sich nicht auf die Ansichten und Informationen in diesem Dokument verlassen. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für künftige Ergebnisse, die Kurse von Aktien und die daraus erzielten Erträge können sowohl fallen als auch steigen, und Investierende erhalten möglicherweise nicht den ursprünglich investierten Betrag zurück.
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