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Klimawandel und Renditen in den nächsten 30 Jahren

Unsere jüngste exklusive Untersuchung der Auswirkungen des Klimawandels auf die Märkte unterstreicht die Notwendigkeit, aktiv zu investieren.

12.02.2021
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Authors

Irene Lauro
Ökonomin
Tina Fong
Strategist

Jedes Jahr hilft das Team von Ökonomen von Schroders den Anlegern, mit 30-Jahres-Renditeprognosen für eine Reihe von Anlageklassen auf der ganzen Welt eine wirklich langfristige Perspektive zu erhalten.

Diese Prognosen berücksichtigen in einzigartiger Weise die Auswirkungen des Klimawandels. Dazu kommen eine Reihe weiterer Bausteine, um schliesslich unsere Schätzungen zu erstellen.

In diesem Jahr haben wir die Methodik verfeinert, um die Auswirkungen des Klimawandels auf unsere Renditeprognosen besser erfassen zu können. Insbesondere spiegelt die Analyse nun die Tatsache wider, dass Temperaturanstiege nicht gleichmässig sind, sondern innerhalb unserer Modellierung bestimmt werden. Sie erfasst auch die Übergangseffekte der Dekarbonisierung in der gesamten Wirtschaft und einer Verlagerung der Investitionen in Richtung saubere Energie.

Die Ergebnisse unserer letzten Aktualisierung sind leicht niedrigere prognostizierte Renditen für Aktien und festverzinsliche Wertpapiere. Mehr denn je unterstreichen die Ergebnisse die Bedeutung eines aktiven Ansatzes für die kommenden Jahre.

Wie unsere Prognosen funktionieren

Teil eins unserer Arbeit, der hierzu finden ist, untersucht unsere Methodik im Detail. Zusammenfassend gesagt verwenden wir einen dreistufigen Ansatz, um den Klimawandel in unsere makroökonomischen Annahmen einzubeziehen.

  1. Die physischen Kosten des Klimawandels: Was mit der Leistung und Produktivität bei steigenden Temperaturen passiert.
  2. Die Übergangskosten: Die Auswirkungen der zur Bekämpfung dieses Temperaturanstiegs ergriffenen Massnahmen auf die Wirtschaft.
  3. Verlorene Vermögenswerte: Wir berücksichtigen Verluste, die entstehen, wenn Öl und andere kohlenstoffbasierte Energieformen abgeschrieben werden müssen. Dies geschieht, wenn sie nicht mehr verwendet werden können und sozusagen im Boden bleiben und damit verloren sind.

Die Produktivität ist langfristig ein wesentlicher Treiber für die Rendite von Anlagen. Bei Aktien verwenden wir für unsere Renditeannahmen einen Wachstumsmodellansatz von Gordon, bei dem Renditen aus der anfänglichen Dividendenrendite und der Wachstumsrate der Dividenden (über das Gewinnwachstum) generiert werden. Man kann davon ausgehen, dass die Erträge im Einklang mit der Produktivität wachsen, denn wir sind der Ansicht, dass die Produktivität auf lange Sicht ein gutes Mass dafür ist, wie gut das Kapital investiert ist.

Bei festverzinslichen Wertpapieren spielt die Produktivität ebenfalls eine wichtige Rolle, da wir auf dieser Grundlage unsere Zinsen und Anleiherenditen ändern können. Die langfristigen Gleichgewichtszinsen bewegen sich im Einklang mit den Veränderungen des Wachstumstrends der Wirtschaft. Unter der Annahme, dass das Arbeitskräfteangebot nicht vom Klimawandel beeinflusst wird, wirken sich Änderungen der Produktivität unmittelbar auf Änderungen des Wachstumstrends aus. Dies wirkt sich wiederum direkt auf den langfristigen Zins oder Gleichgewichtszins für die Wirtschaft aus.

Im Vergleich zum letzten Jahr war die Herangehensweise insoweit anders, als dass wir dieses Mal mit Cambridge Econometrics zusammengearbeitet haben, um das E3ME-Energiewirtschaftsmodell auf unsere Produktivitäts- und Inflationsprognosen anzuwenden. Aufgrund ihres Einflusses auf die Zinsen und das Gewinnwachstum sind dies die wichtigsten Inputs für unsere Renditeprognosen.

Das E3ME ist ein globales makroökonometrisches Modell, das die Wechselwirkungen zwischen Volkswirtschaften, Energiesystemen, Emissionen und der Rohstoffnachfrage erfasst.

Im vergangenen Jahr lag unser Fokus neben den Temperaturveränderungen auf den Auswirkungen höherer Kohlenstoffsteuern auf das künftige Wachstum und die Inflation. Mit dem E3ME-Modell können wir nun die Übergangseffekte der gesamtwirtschaftlichen Kohlendioxidreduzierung und einer Verlagerung der Investitionen in Richtung erneuerbare Energien vollständig erfassen.

Weitere Informationen finden Sie in Teil 1 unserer Arbeit hier.

Gewinner und Verlierer des Klimawandels

Teil zwei der Arbeit (hier zu finden) enthält unsere 30-Jahres-Renditeprognosen für Barmittel, Staatsanleihen, Unternehmensanleihen, Aktien und Immobilien unter Berücksichtigung der Auswirkungen des Klimawandels.

Unser Basisszenario für den Klimawandel, nämlich dass einige Massnahmen zur Reduzierung der Kohlenstoffemissionen ergriffen werden, bleibt weiterhin gültig. Wir haben das Szenario „teilweise Schadensminderung“ genannt.

Dies wirkt sich auf die Produktivität eines Landes aus. Einfach ausgedrückt steigt die Produktivität der „kälteren“ Länder im Allgemeinen mit jährlich steigenden Temperaturen. Andererseits ist die Produktivität in „heisseren“ Ländern aufgrund von Temperaturerhöhungen im Allgemeinen geringer. Einige „heissere“ Volkswirtschaften können jedoch ihre Produktivität steigern, indem sie in kohlenstoffarme Technologien investieren.

Cash-Return-Prognosen werden nach unten revidiert

Einer der wichtigsten Bausteine für unsere langfristige Prognose ist unsere Annahme in Bezug auf Cash Returns. Dort werden die Prognosen fast ausschliesslich von Bewegungen der Leitzinsen in den wichtigsten Industrieländern bestimmt.

Insgesamt ist davon auszugehen, dass unsere realen Cash-Raten in den Industrieländern im Vergleich zu den Prognosen des letzten Jahres niedriger sind, was grösstenteils auf die Covid-19-Pandemie zurückzuführen ist. Um zu unserer nominalen Cash-Return-Prognose zu gelangen, kombinieren wir unsere Annahme über reale Cash-Raten mit den Inflationserwartungen für die nächsten 30 Jahre.

Mit dem Klimawandel sind unsere Cash-Return-Prognosen für Industrieländer wie die USA, Grossbritannien und Japan niedriger, für Länder wie Südkorea und Singapur jedoch höher (Grafik 1). Die Hochstufung ging hauptsächlich auf unsere Anpassungen hinsichtlich des Klimawandels an die Produktivität zurück.

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Die Renditen von Staats- und Unternehmensanleihen werden durch Cash-Herabstufungen belastet

Unsere Renditeannahme für Staatsanleihen baut auf der Rendite auf, die wir für Bargeld haben, und zwar unter Hinzufügung einer Laufzeitprämie, um die Rendite von Anleihen mit längerer Laufzeit (zehn Jahre) zu prognostizieren.

Im Vergleich zum Vorjahr sind die prognostizierten Reduzierungen bei Staatsanleihen für die wichtigsten Industrieländer hauptsächlich auf Abwärtskorrekturen unserer Annahmen zu realen Cash Returns zurückzuführen. Im Vergleich dazu wurden unsere Renditen für Staatsanleihen für den asiatisch-pazifischen Raum seit dem letzten Jahr hochgestuft, da die Cash-Renditen für Australien und Singapur jetzt höher liegen als bei unseren vorherigen Schätzungen.  

Mittlerweile werden die Renditen unserer Unternehmensanleihen anhand der Überschussrendite von Investment-Grade-Anleihen wie auch Hochzinsanleihen gegenüber Staatsanleihen prognostiziert. Die beiden Schlüsselfaktoren für die Überschussrenditen bei Unternehmensanleihen sind die Änderungen der Spreads und der erwartete Ausfallsverlust. Beide stehen in engem Zusammenhang mit dem Konjunkturzyklus.

Bei Unternehmensanleihen mit Investment Grade versuchen wir auch, Verluste aus Bonitätsherabstufungen zu berücksichtigen. Angesichts der Tatsache, dass wir die Cash-Renditen in den USA und in der Eurozone nach unten korrigiert haben, sollte es nicht überraschen, dass die Renditen von Unternehmensanleihen infolge des Klimawandels ebenfalls niedriger ausfallen dürften.

Die Prognosen zu Aktienrenditen sind mit dem Klimawandel generell niedriger

Der Klimawandel ist für Aktien von grosser Bedeutung. Die damit verbundenen höheren Temperaturen und Übergangskosten einschliesslich verlorener Vermögenswerte wirken sich auf Aktien durch ihre Effekte auf das Produktivitätswachstum aus. Sobald wir unserer Szenario der teilweisen Schadensminderung im Hinblick auf verlorene Vermögenswerte anpassen, wird klar, dass es infolge des Klimawandels Gewinner und Verlierer geben wird.

Grafik 2 zeigt die Gesamtauswirkungen des Klimawandels auf unsere Aktienrenditen. Insbesondere europäische Aktien werden dank der Umstellung auf saubere Technologien einen Produktivitätsschub verzeichnen und minimale Verluste bei verlorenen Vermögenswerten erleben.

Der Klimawandel ist negativ für Aktieninvestoren in Schwellenländern, obwohl diese Region im Vergleich zu den meisten Industrieländern immer noch höhere Renditen liefert. Die USA werden in einem Szenario teilweiser Schadensminderung aufgrund der Belastung durch verlorene Vermögenswerte und Übergangskosten ebenfalls niedrigere Renditen erleben.

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Während Faktoren des Klimawandels den grössten Teil der Änderungen in den diesjährigen Prognosen ausmachen, spielen auch Aktualisierungen unserer zugrunde liegenden Aktienannahmen eine wichtige Rolle. Insbesondere im Vergleich zum Vorjahr führen die Annahmen zur Dividendenrendite in den meisten dieser Märkte zu niedrigeren Aktienrenditen.

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Aktien immer noch an der Spitze, Staats- und Unternehmensanleihen bleiben weiter zurück

Zusammenfassend haben wir im Vergleich zum Vorjahr die erwarteten Renditen festverzinslicher Wertpapiere angesichts des Rückgangs der langfristigen neutralen Zinssätze allgemein nach unten korrigiert. Unsere Prognosen zu Aktienrenditen sind für die meisten Industrieländer gesunken.

US-Aktienrenditen sind aufgrund des Klimawandels und des Rückgangs der ursprünglich angenommenen Dividendenrendite etwas niedriger. Dies hat zur Herabstufung der Prognose für globale Aktien beigetragen.

Im Gegensatz dazu wurden die Prognosen für Aktienrenditen im asiatisch-pazifischen Raum aufgrund von Produktivitätssteigerungen nach oben korrigiert. Unsere Prognosen deuten darauf hin, dass Unternehmensanleihen und Immobilien immer noch bessere Renditen erzielen werden als Staatsanleihen. Insgesamt hat sich die Renditelücke zwischen Staatsanleihen und Aktien seit dem letzten Jahr vergrössert.

Die Anleger werden daher weiterhin Druck verspüren, sich auf der Risikokurve in den nächsten 30 Jahren auf der Suche nach höheren Renditen nach oben zu bewegen, was die Bedeutung aktiver Investitionen unterstreicht.

Teil zwei der Arbeit kann hier abgerufen werden.

 

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