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Warum nachhaltige Anleger ihre Passivität bereuen könnten

Das Wachstum passiver Nachhaltigkeitsfonds ist robust. Anleger in diesen Fonds laufen jedoch die Gefahr, dass die Erwartungen von der Realität eingeholt werden.

26.09.2022
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Authors

Rory Bateman
Co-Head of Investment and Head of Equities

Der wachsende soziale und ökologische Druck löst vor unseren Augen einen Wandel der Volkswirtschaften und Branchen aus.

So entstehen sowohl Risiken als auch Chancen für Anleger, deren Portfolios den Umbruch unserer Welt widerspiegeln müssen.

Angesichts dieser herausfordernden Situation ist ein vorausschauender Blick auf die rasante Entwicklung der Welt ganz entscheidend, anstatt sich auf vergangene Impulsgeber zu verlassen.

Doch das Wachstum passiver Fonds in den letzten Jahren dürfte sich kaum mit diesem Fokus in Einklang bringen lassen.   

Inzwischen machen passive Anlagen über ein Viertel der weltweiten Anlagen in Nachhaltigkeitsfonds aus. Ihre Dynamik stellte zwar die Nachfrage nach niedrigen Kosten und leichtem Zugang zu Weltmärkten unter Beweis, aber Anleger in passive Nachhaltigkeitsfonds gehen das Risiko zwischen Soll- und Istrendite ein.

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Wenn es um traditionelle Anlagekriterien wie Large Cap oder High Yield geht, ist die Sichtweise relativ einheitlich. Anleger in passive Strategien konzentrieren sich auf diese Merkmale und kennen sich mit der Art von Aktien gut aus, die diese Fonds halten. Nachhaltiges Anlegen ist allerdings völlig anders. Es gibt augenfällige Widersprüche zwischen den von verschiedenen ESG-Ratingfirmen ermittelten Unternehmensbewertungen. Viele werden für Indizes zahlreicher passiver ESG-Produkte verwendet.

Dies wird selbst bei den am weitesten verbreiteten und bekanntesten Scoring-Systemen zur ESG-Messung von Unternehmen deutlich. Passive ESG-Strategien sind daher nur so nützlich wie die Ratings, auf denen sie basieren. Zudem variieren sie erheblich, wie unser Research zeigt. Darüber hinaus sind viele Ratings rückwärtsgerichtet und können Kontroversen gewöhnlich nicht vorhersagen.

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Das überrascht kaum. Einerseits umfasst die ESG-Analyse eine Vielzahl von Themen, und die Bedeutung, die jedem einzelnen beigemessen wird, kann erheblich variieren. Andererseits und noch wichtiger ist, dass die Nachhaltigkeitsleistung nicht allein durch quantitative Analysen erfasst werden kann, was den Stellenwert eines aktiven Anlageansatzes weiter unterstreicht.

Die ESG-Merkmale einer Firma zu identifizieren, verlangt eine fundamentale, zukunftsgerichtete Bottom-up-Analyse, wobei sich Sichtweisen von Unternehmen zu Unternehmen unvermeidlich unterscheiden.

Dies stellt für aktive Manager eine Chance dar. Aktive Manager haben selbstverständlich ein begründetes Interesse an den Firmen, in die sie anlegen: Nachhaltige Betriebe ermöglichen nachhaltige Renditen. Wenn sie also Unternehmen dabei helfen, nachhaltiger zu werden, dürfte dies ihrem Gesamtportfolio und den Renditen für ihre Kunden zugute kommen. Aktive Manager verfügen über einen umfassenden Einblick und das Wissen über Unternehmen und Branchen, die entscheidend für sinnvolle und durchdachte Gespräche sind, um Veränderungen voranzutreiben, Herausforderungen anzugehen und sicherzustellen, dass die Managementteams der Unternehmen für den Übergang zur Rechenschaft gezogen werden.

Es gibt keine einfache, einheitliche Antwort auf das Erreichen einer nachhaltigen Zukunft. Es wird viel Zeit und Geld erforderlich sein, um lokalen und globalen Unternehmen bei der Umstellung zu helfen.

Wie lässt sich das nun schneller bewältigen?

Statt grosse Teile der Benchmark herauszufiltern, die nach unserer Erfahrung auf erheblich unterschiedlichen Daten basieren, beruht der Hauptansatz darin, sich möglichst umsichtig und umfassend zu engagieren und Einfluss auszuüben. Bei Schroders hat sich diese Gesamthaltung über lange Zeit etabliert und ist ein untrennbarer Bestandteil unseres Anlageprozesses.

Die meisten unserer Fondsmanager und -analysten haben mittlerweile Ziele für qualitativ hochwertige Engagements. Sie werden ab diesem Jahr bewertet und sind Bestandteil der Fondsmanagerbeurteilung und die Ergebnisse wirken sich daher auf deren Vergütung aus. Voraussichtlich werden Umfang und Intensität unseres Engagements im Lauf der Zeit weiter zunehmen.

Das Engagement reicht allein allerdings nicht aus. Messung ist entscheidend für den Erfolg. Jeder Fondsmanager, der ohne vorige Bewertung von Kosten und Nutzen des Unternehmens für Umwelt und Gesellschaft eine Entscheidung trifft, befindet sich, um es unverblümt zu sagen, im Blindflug.

Die Ergebnisse unser jüngsten Institutional Investor Study zeigen deutlich, dass auch Kunden gern einen Einblick haben wollen. Wir müssen uns bemühen, aufzuzeigen, wie diverse unternehmerische Verhaltensweisen im Hinblick auf Steuern, Gesundheitswesen und Innovation soziale Kosten und Vorteile mit sich bringen. Wir müssen zudem einen detaillierten Überblick über die CO2-Emissionen auf Unternehmensbasis bieten. Dabei sollten wir uns nicht nur auf die Emissionen konzentrieren, die direkt oder durch die Wertschöpfungskette des Unternehmens anfallen, sondern auch die Folgeemissionen berücksichtigen, die entstehen und selten Beachtung finden. Bei dieser Diskussion sind weitere Faktoren und feine Unterschiede zu bedenken. Es stimmt zwar, dass grosse, passive Manager ihre Stewardship-Teams erweitert haben, aber eine Ausweitung der sorgfältigen, kritischen Analyse und Prüfung ist weitaus schwieriger zu bewerkstelligen.   

Die Kunden werden ihre eigenen Bewertungen vornehmen. Indem sie jeden Portfoliomanager um klare Beispiele für ein wirksames Engagement und einen klaren Überblick über das Nachhaltigkeitsprofil ihrer Portfolios bitten, können sie sich ein vorausschauendes Urteil bilden. 

Langfristig wird die Relevanz eines aktiven Ansatzes für nachhaltige Investitionen immer deutlicher werden.

Dieser Artikel erschien ursprünglich in der Financial Times.

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