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Wie beeinflusst die Teuerung die grossen Anlagethemen der Zukunft?


Um diese Zeit im vergangenen Jahr sprachen viele Zentralbanker noch von einer „vorübergehenden“ Preissteigerung. Ihr Auslöser war die Auflösung der durch die Pandemie verursachten Ungleichgewichte. Aber das Thema, die Preissteigerung sei vorübergehend, ist längst abgehakt, zumal sich die Inflation ausweitet und inzwischen nicht nur Waren, sondern auch Dienstleistungen betrifft.

Die Ökonomen von Schroders prognostizieren für dieses Jahr eine globale Teuerungsrate von 7,2 % gegenüber 3,4 % 2021. Sie gehen zwar von einer Abschwächung auf 4,3 % für 2023 aus, dies liegt jedoch immer noch über den Zielwerten vieler Notenbanken und deutlich über dem Niveau der meisten grossen Volkswirtschaften in den letzten Jahren.

Der Preisanstieg entwickelt sich in jeder Region anders. Nach einer langen Deflation ist Japans aktuelle Inflation von 3,0 % (ggü. dem Vorjahr, Stand August 2022) eine willkommene Nachricht für die politischen Entscheidungsträger. In der Eurozone hingegen ist die Inflationsrate von 10,0 % (ggü. dem Vorjahr, Stand September 2022) grösstenteils das Ergebnis steigender Strompreise und ruft Sorgen über eine bevorstehende Rezession hervor.

Aber wie sieht es mit verschiedenen Anlagethemen aus?

David Docherty, Investment Director – Thematics, erklärt: „Thematisches Investieren bietet ein präzises Engagement in wichtigen, langfristigen und globalen Trends, die die Welt verändern. Aber jedes Thema ist anders, daher wirkt sich die Teuerung nicht auf alle Bereiche gleichermassen aus.

Wir erinnern daran, dass die stärksten Themen sehr langfristig sind. Die Energiewende ist beispielsweise für die nächsten 30 bis 40 Jahre eine Investitionsmöglichkeit. Das gilt auch für andere Themen, die die Welt um uns herum prägen.“

Wir haben unsere Experten gefragt, wie sich die Rückkehr der Inflation auf einige unserer bevorzugten Themen auswirkt: Weltstädte, digitale Infrastruktur, Energiewende, Ernährung und Wasser sowie Smart Manufacturing.

Globale Städte und digitale Infrastruktur

Immobilien sind ein Sektor, in dem Anleger oft von einer zunehmenden Teuerungsrate profitieren können. Dies liegt zum Teil daran, dass steigende Kosten für Baumaterialien oder Arbeitskräfte den Neubau behindern und bestehende Immobilien wertvoller machen. Aber viele Objektarten stehen in direktem Zusammenhang mit der Preisbeschleunigung.

Portfoliomanager Tom Walker kommentiert: „Viele Mietverträge in allen Arten der Teilsektoren berücksichtigen ausdrückliche Mieterhöhungsklauseln, die an die Preissteigerung gebunden sind. Manchmal enthalten die Mietverträge feste Mietgleitklauseln, oder der Mietpreis wird zu bestimmten Zeiten anhand der Inflationsrate angepasst.

So gewährleisten Anleger, dass ihr Einkommen eine Realrendite erzeugt, also ein Einkommen, das über der Teuerung legt.“

Allerdings sind nicht alle Immobilienanlagen gleich. Anleger müssen darauf achten, in welche Art von Immobilie sie investieren. Einige Objekte – Wohnungen, Krankenhäuser – sind unerlässlich. Andere profitieren von einer starken Nachfrage und einem begrenzten Angebot, wie Rechenzentren oder Studentenwohnheime. Aber andere Segmente sind sowohl unwesentlich als auch schwächer nachgefragt.

Tom Walker: „Mit der Pandemie ging die Beschleunigung einiger Trends einher, wie E-Commerce und Homeoffice. Diese langfristigen Strukturprobleme haben die Preissetzungsmacht der Eigentümer von Immobilienanlagen wie Gewerberäume für Einzelhandel und Büros geschwächt. Im Ergebnis war die Weitergabe der Preissteigerungen an die Mieter dieser gewerblichen Flächen stark eingeschränkt.

Der Standort ist bei Investitionen in Immobilien von entscheidender Bedeutung, da Vermögenswerte an begehrteren Orten höhere Preise erzielen können.

Anleger können ihre Chancen maximieren, indem sie sich auf Standorte mit dem stärksten Wirtschaftswachstum konzentrieren. Hier ist die Weitergabe der erhöhten Kosten nämlich möglich.“

Energiewende

Die Inflation beeinflusste in den vergangenen zwei Jahren deutlich das Thema Energiewende.

Dazu Portfoliomanager Alex Monk: „Aus Ertragssicht haben Unternehmen einen Rückgang ihrer Rentabilität erlebt, da ihre Kosten gestiegen sind. Und aus Bewertungssicht haben die höheren Zinssätze, die erforderlich sind, um die Inflation im Zaum zu halten, den Wert des zukünftigen Cashflow-Wachstums verringert.

Unternehmen in einigen dieser wachstumsstärkeren Bereiche – wie erneuerbare Energien, Energiespeicherung und Wasserstoff – sind dieser Entwicklung besonders stark ausgesetzt. Das liegt daran, dass der Wert ihrer Einnahmen viel weiter in der Zukunft liegt und sie Schocks in der Lieferkette stärker ausgesetzt waren.“

Unternehmen, die grosse Produkte wie Windkraftanlagen herstellen, sind besonders stark betroffen. Das liegt nicht nur an steigenden Rohstoffpreisen wie Stahl und anderen Metallen, sondern auch an höheren Speditionskosten. Verschiedene Faktoren – von Unterbrechungen in chinesischen Häfen infolge von Covid-19 bis zur vorübergehenden Sperrung des Suezkanals im März 2021 – üben allesamt einen steigenden Druck auf die Frachtkosten aus.

Es gibt Anzeichen dafür, dass einige dieser Faktoren nachlassen. Auch die Preise für Metalle sind gefallen. Aber das Thema Energiewende bleibt aufgrund der spürbar gestiegenen Strompreise in Europa infolge des reduzierten Angebots an russischem Gas im Blickpunkt der Inflation.

Alex Monk meint dazu: „Da Energiepreise eine der Hauptursachen für die Preisbeschleunigung sind, die wiederum eine Rezession auslösen kann, ist es absolut notwendig, dass mehr Energie bereitgestellt wird.

Angesichts der Geschwindigkeit, mit der wir die Kapazität erneuerbarer Energien im Vergleich zu einigen der konventionellen Energieformen steigern können, hängt die Notwendigkeit einer grösseren Versorgung mit den strukturellen Chancen der Energiewende zusammen. Wir werden viel mehr erneuerbare Energien, viel mehr Energiespeicher und sogar Wasserstoff benötigen, um die aktuelle Energiekrise, insbesondere in Europa, zu lösen.“

Nahrungsmittel und Wasser

Gestiegene Lebensmittelpreise waren in diesem Jahr ein wesentlicher Bestandteil der höheren Gesamtinflation. Wie bei der Energie ist dies zum grossen Teil auf die Invasion Russlands in die Ukraine zurückzuführen, die die Preise für einige Agrarrohstoffe in die Höhe getrieben hat.

Insbesondere die Weizenpreise sind rapide gestiegen, da Russland und die Ukraine vor der Invasion gemeinsam ca. 25 % der weltweiten Weizenexporte stellten.

Diese Situation könnte laut Portfoliomanager Felix Odey durchaus anhalten. „Die Knappheit von Angebot und Nachfrage könnte sich 2023 und darüber hinaus noch verschärfen“, erklärt er. „Das liegt daran, dass unvorhersehbare Wettermuster neben der Möglichkeit einer anhaltenden Unterbrechung der Produktion in der Ukraine zur Versorgungsunsicherheit beitragen.“

Höhere Preise für landwirtschaftliche Rohstoffe mögen für Landwirte und Anleger in diese Rohstoffe von Vorteil sein. Sie führen jedoch zu einer Lebensmittelpreisinflation entlang der gesamten Kette bis hin zu Lebensmittelherstellern, Einzelhändlern und schliesslich zu den Verbrauchern.

„Es gibt eine Verzögerung zwischen steigenden Agrarrohstoffpreisen und der Weitergabe dieser Erhöhungen in der Kette“, so Felix Odey. „Bislang haben die Lebensmittelhersteller ihre Preise schneller angehoben als die Einzelhändler.

Teilweise ist dies auf das Bewusstsein für anderen Preisdruck zurückzuführen, dem die Verbraucher ausgesetzt sind, und auf die Möglichkeit negativer Publicity für einen Supermarkt, der die Preise erhöht.“

Steigende Lebensmittelpreise können dazu führen, dass Verbraucher billigere Produkte wie die Eigenmarken von Supermärkten anstelle von Markenprodukten kaufen. Die Tatsache, dass Lebensmittel lebenswichtig sind, bedeutet jedoch, dass die Nachfrage nie sehr weit sinken wird. Lebensmitteleinzelhändler können sogar davon profitieren, wenn sich das Ausgabeverhalten der Verbraucher ändert.

 „Höhere Preise in Restaurants können dazu führen, dass die Menschen seltener auswärts essen und stattdessen mehr Mahlzeiten zu Hause zubereiten“, erklärt Felix Odey. „Nicht nur die Supermärkte könnten von diesem Trend profitieren, sondern auch Firmen wie die Anbieter von Kochboxen, die eine Abwechslung bieten, die wesentlich billiger ist als ein Restaurant.“

Smart Manufacturing

Beim Thema Smart Manufacturing geht es um Innovation, die eine digitale industrielle Revolution vorantreibt, um bessere Waren auf intelligentere Weise herzustellen.

Technologien, die helfen, die Energieeffizienz zu verbessern, spielen hierbei eine entscheidende Rolle.

Portfoliomanager Dan McFetrich sagt: „In Europa macht der industrielle Energieverbrauch 26 % des gesamten europäischen Verbrauchs aus. In einer Zeit, in der die Gasversorgung prekär und die Energieinflation hoch ist, erwarten wir natürlich eine steigende Nachfrage nach Technologien, die Elektrifizierung und Energieeinsparungen ermöglichen.“

Aber es gibt Produktionstrends, die die Inflation eher in die Höhe treiben, anstatt das Problem zu lösen. Reshoring – also die Rückverlagerung der Produktion näher an die Nachfrage – ist ein Beispiel dafür. Dieser Trend ergab sich zum Teil durch die Pandemie, als Waren, die in Europa oder den USA benötigt wurden, durch anhaltende Lockdowns in China aufgehalten wurden.

 „Reshoring ist von Natur aus inflationär“, erläutert Dan McFetrich. „Es geht darum, dass Unternehmen die ‚besten‘ Kosten anstatt die niedrigsten Kosten anstreben. Dies kann beispielsweise höhere Arbeitskosten oder teurere Komponenten bedeuten, wenn Unternehmen die Produktion in teurere Regionen verlagern. Vorteile sind jedoch widerstandsfähigere Lieferketten, reduzierte Logistikkosten und geringere CO2-Emissionen durch den Transport.“

Und ein weiterer Aspekt der intelligenten Fertigung – die Automatisierung – hat das Potenzial, die Kosten der Rückverlagerung zu senken. Die Kosten für Roboter sinken aufgrund von Skaleneffekten und der zunehmenden Einführung von Automatisierung in einer Reihe von Branchen. Viele Branchen sind jedoch mit Arbeitskräftemangel konfrontiert – der sich aufgrund der alternden Bevölkerung in den Industrieländern nur noch verschlimmern wird – und müssen die Löhne anheben, um Arbeitskräfte anzuziehen.

Dan McFetrich sagt: „Die Automatisierung kann in allen Branchen zu höherer Produktivität, geringeren Arbeitskosten und grösserer Energieeffizienz führen – all das ist in Zeiten steigender Inflation ein äusserst attraktives Angebot.“

Die Auswirkungen der Inflation sind nicht einheitlich

Klar ist, dass sich der Preisanstieg auf verschiedene Themen sehr unterschiedlich auswirkt. Selbst innerhalb eines einzelnen Themas sind die Anlagemöglichkeiten nicht alle in gleicher Weise betroffen.

David Docherty dazu: „Während die stärksten Themen die globale Transformation betreffen, bedeutet das nicht, dass alle Anlagemöglichkeiten innerhalb jedes einzelnen Themas einfach auf langfristiges Wachstum setzen. Im Bereich Lebensmittel und Wasser beispielsweise stellen Supermärkte und andere Lebensmitteleinzelhändler eher defensive Gelegenheiten dar, die in Zeiten höherer Teuerungsraten und/oder niedrigeren Wachstums attraktiv sein können.

Dann gibt es die Inflationsschocks wie der Energiepreisanstieg, der durch die russische Invasion in die Ukraine verursacht wurde, die die Notwendigkeit der Energiewende unterstreichen. Für Anleger, die die inflationsbedingte kurzfristige Volatilität aushalten können, bleiben solche Themen äusserst attraktiv.“

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