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Wie die russische Invasion der Ukraine die globale Lebensmittelversorgung bedroht


Es ist in erster Linie die Bevölkerung der Ukraine, die die schwerwiegenden Folgen des russischen Überfalls zu spüren bekommt. Doch schon bald wird diese Krise die Nahrungsmittelversorgung gefährden, was weitreichendere Folgen rund um den Globus haben wird.

Russlands Rolle als Öl- und Gaslieferant weltweit ist ein viel besprochenes Thema. Der Status des Landes als wichtiger Erzeuger von Agrarrohstoffen bedeutet jedoch, dass ein reales Risiko einer künftigen Knappheit an Lebensmitteln besteht. Dieser Umstand unterstreicht die Notwendigkeit, eine nachhaltige Versorgung mit Lebensmitteln und Wasser zu gewährleisten.

Russland, ein wichtiger Erzeuger von Getreide und Düngemitteln

Auf Russland und die Ukraine entfallen rund 30 % der weltweiten Weizenexporte, wie die folgende Abbildung zeigt. 

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Eine Unterbrechung der Weizenexporte hat Auswirkungen für Verbraucher sowohl im Hinblick auf die Verfügbarkeit als auch den Preis. Es sind die Schwellenländer, die höchstwahrscheinlich am stärksten davon betroffen sein werden, denn der russische Weizen wird gewöhnlich an diese Märkte geliefert. Die Hauptabnehmer in den vergangenen Jahren waren Ägypten, die Türkei und Bangladesch.

Die Situation könnte sich noch zusätzlich verschlimmern, wenn reichere Staaten wie beispielsweise die EU beschliessen, auf den Agrarmärkten einzugreifen und Lebensmittelpreise zu subventionieren, um die Teuerung für ihre Bürger zu begrenzen. In diesem Fall wird das Ungleichgewicht bei der Versorgung mit Lebensmitteln zwischen reicheren und ärmeren Ländern noch grösser, denn in letzteren, die bereits an einer Knappheit leiden, steigen die Preise über das Niveau, das sich die dortige Bevölkerung leisten kann.

Der norwegische Düngemittelhersteller Yara machte unlängst eine besorgniserregende Ankündigung in Bezug auf das mögliche Ausmass des Getreidemangels infolge der Störung der Landwirtschaft.

Yara äusserte sich so: „Landwirte befinden sich jetzt in einer äusserst wichtigen Phase der Anbausaison, in der Inputfaktoren wie Dünger, Saatgut und Wasser den Ertrag der kommenden Ernte entscheiden. Die Berechnungen des schlimmsten Szenarios ergeben, dass die nächste Ernte um 50 % geringer ausfällt, wenn der Boden nicht gedüngt wird.”

Selbst wenn die Unterbrechung in der Versorgung nur auf die Ukraine beschränkt wäre, wären die Auswirkungen äusserst alarmierend. Doch das Ausmass des Problems ist um einiges grösser. So ist Russland nicht nur ein wichtiger Erzeuger von Weizen, sondern liefert auch die Rohstoffe für Düngemittel, so Stickstoff, Phosphat und Kali.

Insbesondere der Kalimarkt ist stark konzentriert. 80 % aller Kaliexporte entfallen auf nur drei Länder: Kanada, Weissrussland und Russland; 40 % stammen von den letzten beiden (Zahlen von Yara).

Die wirtschaftlichen Sanktionen, die der Westen gegen Russland und Weissrussland verhängt hat, werden den Handel mit diesen Rohstoffen unterbrechen. Im Ergebnis wird sich das auf die Getreideerträge in Ländern auf der ganzen Welt auswirken.

Die Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln ist bereits durch den Klimawandel gefährdet

Die landwirtschaftlichen Anbauflächen geraten bereits durch den Klimawandel und extreme Wetterereignisse unter Druck. So fiel bereits im vergangenen Jahr Kanadas Weizenproduktion aufgrund des heissen und trockenen Sommers geringer aus. Wissenschaftlichen Prognosen zufolge werden bei einer Erderwärmung von unter 2 °C die Maisernten um 14 % und die von Weizen um 12°% sinken.

Gleichzeitig benötigt die wachsende Erdbevölkerung grössere Mengen an Lebensmitteln.

Der kürzlich veröffentlichte Klimabericht des Zwischenstaatlichen Ausschusses der Vereinten Nationen für Klimawandel stellt kategorisch fest, dass „der Klimawandel zunehmend Druck auf die Nahrungsmittelerzeugung und den Zugang zu Lebensmitteln ausüben wird, insbesondere in gefährdeten Regionen, was ein Risiko für die Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln und die Ernährung darstellt.

Eine Erderwärmung von 2 °C oder mehr würde die Gesundheit der Böden und Aktivitäten des Ökosystem (wie Bestäubung) schwächen, Probleme durch Schädlinge und Krankheiten verstärken und die Biomasse der Meereslebewesen reduzieren, was in vielen Regionen die Erzeugung von Lebensmitteln an Land und im Meer beeinträchtigen würde.”

Der Überfall auf die Ukraine und dessen Folgen für die Versorgung mit Dünger und Nahrungsmitteln macht die Schwächen der Lebensmittel- und Wasserversorgungsysteme sichtbar und verstärkt sie weiter.

Wenn nichts dagegen unternommen wird, könnten die Folgen für die Welt äusserst negativ sein. Lebensmittelengpässe werden eine Kriegsfolge sein, aber die unzureichende Versorgungssicherheit mit Nahrung selbst kann eine Ursache für weitere Konflikte sein.

Wir kehren noch einmal zum Statement von Yara zurück: „Eine instabile Versorgung mit Nahrungsmitteln führt in Teilen der Welt zu Hungersnöten, erhöhter Sterblichkeit, bewaffneten Konflikten, Migration, Unruhen und destabilisierten Gesellschaften. Dadurch können sich geopolitische Spannungen noch weiter verschlimmern.” Wir vertreten dieselbe Ansicht.

Eine nachhaltige Lebensmittel- und Wasserversorgung muss weltweit Priorität sein

Heute ist die Welt nach unserer Einschätzung mit einer der dringendsten Herausforderungen konfrontiert: eine nachhaltige Versorgung mit Lebensmitteln und Wasser sicherstellen. Wir brauchen Unternehmen, die die Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln und deren Nachhaltigkeit gewährleisten, um der Entwicklung schnell gegenzusteuern und diese negativen Folgen zu verhindern.

Um dieses Ziel zu erreichen, müssen unseres Erachtens bis 2050 30 Bio. US-Dollar investiert werden. Der Strukturwandel beruht auf drei Säulen: 1) Steigerung der landwirtschaftlichen Erträge und Effizienz, was durch Technologie ermöglicht werden kann; 2) Änderung der weltweiten Ernährungsweise, darunter Senkung des Fleischkonsums; 3) Reduzierung von Abfall und Emissionen in grossem Umfang.


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