Inflation
Die Inflation bleibt.
Seit der Jahrtausendwende haben wir uns alle an eine niedrige und stabile Preissteigerung gewöhnt. Diese Zeiten sind vorbei. Die Teuerungsrate in den G7-Staaten stieg im März 2022 auf 7 % im Jahresvergleich. Wie die folgende Abbildung verdeutlicht, ist dies die höchste seit fast vier Jahrzehnten. Die Gesamtinflationsraten liegen in praktisch allen großen Industrie- und Schwellenländern über den Zielvorgaben der Zentralbanken.
Obwohl die Gesamtinflationsraten bald sinken könnten, sprechen drei Gründe dafür, dass dies relativ langsam vonstattengehen wird.
Erstens: die Auswirkungen von Chinas Null-Covid-Politik auf die Lieferketten. Die verhängten Lockdowns haben die chinesische Wirtschaft hart getroffen. Engpässe in den Lieferketten dürften noch einige Zeit andauern. Die Wirtschaftsleistung, also das BIP, dürfte im zweiten Quartal 2022 gegenüber dem Vorquartal schrumpfen.
Zweitens: der Anstieg der Rohstoff- und Lebensmittelpreise. Die Energiepreise haben sich seit dem anfänglichen Marktschock nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine zwar stabilisiert, sind jedoch aktuell hoch und könnten noch weiter ansteigen. Das gilt auch für Lebensmittel wie z.B. Getreide. Nach dem FAO-Index der Vereinten Nationen sind die Lebensmittelpreise in diesem Jahr nominal und in US-Dollar gerechnet bereits um rund 20 % gestiegen.
Drittens: das Wiederaufleben des Dienstleistungssektors nach den Lockdown-bedingten Rückgängen während der Covid-19-Pandemie. Eine steigende Nachfrage nach Dienstleistungen wird wahrscheinlich mehr Arbeitskräfte erfordern – und das zu einer Zeit, in der die Arbeitslosigkeit bereits sehr niedrig ist und die Löhne steigen. Es steigt die Gefahr, dass der Dienstleistungssektor bald zum Haupttreiber der Teuerung wird, weshalb die Befürchtung einer Lohn-Preis-Spirale wächst.
Seit der Jahrtausendwende haben wir uns alle an eine niedrige und stabile Preissteigerung gewöhnt. Diese Zeiten sind endgültig vorbei
Senior Emerging Markets Economist
Wie können Anleger auf Inflation reagieren?
Geldentwertung (Inflation) ist auch aus Sicht der Kapitalanlage ein zentrales Thema. Denn: Ist die Inflation höher als der Zins, sinkt die Kaufkraft des Vermögens. Inflation mindert also die an der Kaufkraft gemessene reale Wertentwicklung des Anlagevermögens oder anders gesagt die Realverzinsung. Inflation ist ein üblicher und regelmäßiger Vorgang in allen Volkswirtschaften. Für Anleger wird sie vor allem dann zu einem ernsten Problem, wenn die Höhe der Geldentwertung anhaltend deutlich über dem Marktzins liegt. Diese Situation findet sich in der Eurozone nun schon seit einiger Zeit.
Für Anleger gibt es grundsätzlich verschiedene Möglichkeiten, ihr Vermögen vor den negativen Folgen von Inflation zu schützen. Dabei müssen sie Zinspapiere nicht notwendigerweise zugunsten einer anderen Anlageklasse aus dem Portfolio nehmen. So bieten beispielsweise inflationsgeschützte Anleihen (Inflation Linked Bonds) durch ihre besondere Konstruktion einen gewissen Schutz. Denn diese Anleihen sind an die Inflationsrate gekoppelt. Steigt diese, steigt auch die Verzinsung. Andererseits besteht die Möglichkeit, im globalen Rahmen Anleihen zu kaufen, die deutlich höher verzinst werden als hierzulande. Allein schon durch die Vermeidung des sogenannten „Home Bias“ (Heimatmarktneigung; Präferenz für den Heimatmarkt) kann man der Inflation so entgegenwirken.
Als klassischer Inflationsschutz gelten darüber hinaus unter anderem die Anlage in Gold oder Immobilien. Diese Beispiele zeigen, dass Anleger der Inflation nicht schutzlos ausgeliefert sind. Sie können auf ein diversifiziertes Spektrum an Gegenmaßnahmen zurückgreifen. Für welche sich Anleger entscheiden, hängt von ihren individuellen Zielen und Präferenzen ab. Mehr Informationen zu den unterschiedlichen Möglichkeiten sehen Sie nachfolgend in der Tabelle.