Es ist ein kognitives Rätsel: Zwar sind viele Menschen – weltweit rund 24 Prozent der Investoren im erwerbsfähigen Alter – besorgt, nicht genug für den Ruhestand zu sparen. Gleichzeitig gehen die Anleger weltweit im Durchschnitt davon aus, im Ruhestand jedes Jahr 10,3 Prozent ihrer Ersparnisse ausgeben zu können, ohne dass ihnen das Geld ausgeht. Zu diesem Ergebnis kommt die Schroders Global Investor Study 20191, für die mehr als 25.000 Anleger aus allen Teilen der Welt befragt wurden.
Am größten ist diese Sorge bei den Babyboomern2. Im Gegensatz zu den Millennials3, von denen sich 21 Prozent mit der Höhe der eigenen Ersparnisse nicht ganz wohl fühlen, bezweifelt ein Drittel der Babyboomer (34 Prozent), die noch nicht im Ruhestand sind, dass sie nicht ausreichend für den Lebensabend gespart haben.
Geographisch betrachtet ist die Sorge, nicht genug zu sparen, bei nicht im Ruhestand befindlichen Anlegern in Asien und Europa am stärksten ausgeprägt. Von diesen sind 26 Prozent bzw. 25 Prozent beunruhigt, wenn sie auf die Höhe ihrer Ruhestandsersparnisse blicken. Niedriger sind die Zahlen auf dem amerikanischen Doppelkontinent, wo 22 Prozent der Anleger anzweifeln, ob sie genug sparen. Die höchste Besorgnis besteht in Japan. 53 Prozent der dortigen Investoren, die ihren Ruhestand noch vor sich haben, äußerten diese Sorge. In Indien beträgt dieser Prozentsatz dagegen lediglich 6 Prozent. Damit sind die Anleger in diesem Land am wenigsten besorgt.
Deutschland und Österreich liegen hier mit 20 Prozent bzw. 22 Prozent im europäischen Mittel (25 Prozent), wobei sich Österreich dadurch abhebt, dass hier ein überwältigender Großteil (96 Prozent) der Investoren im Ruhestand keinen Zweifel daran hat, für den Lebensabend ausreichend Mittel gespart zu haben. In Deutschland beträgt der Anteil der Investoren, die dieser Ansicht sind, dagegen lediglich 76 Prozent. Österreicher, die noch nicht im Ruhestand sind, waren pessimistischer. 22 Prozent von ihnen gaben an, sich um die Höhe ihrer Ersparnisse zu sorgen.
Angesichts dieser Sorgen überraschen die Erwartungen der Anleger an ihre finanziellen Möglichkeiten in der Ruhestandsphase. Anleger weltweit gehen im Durchschnitt davon aus, jedes Jahr 10,3 Prozent ihrer Ruhestandsersparnisse ausgeben zu können, ohne dass ihnen das Geld ausgeht. Ein Viertel glaubt sogar, jedes Jahr mindestens 15 Prozent ausgeben zu können. Im Durchschnitt sind Anleger in Indien am zuversichtlichsten. Sie gehen davon aus, dass sie jedes Jahr 15 Prozent ihrer Ruhestandsersparnisse verbrauchen können. Anleger in Japan, wo auch die Sorge um die Höhe der Ersparnisse am größten ist, rechnen dagegen mit lediglich 7,3 Prozent.
Mit 9,5 Prozent bzw. 10,5 Prozent befinden sich die Deutschen und die Österreicher ungefähr im weltweiten Durchschnitt. Dabei sind Investoren in Deutschland, die sich im Ruhestand befinden, weitaus realistischer im Hinblick auf ihre finanziellen Möglichkeiten als Anleger, deren Ruhestand noch bevorsteht. Während letztere glauben, jährlich 9,9 Prozent ihrer Ersparnisse ausgeben zu können, beträgt dieser Wert für Ruheständler nur 6,8 Prozent.
Anleger sparen zu wenig für den Ruhestand
Doch sind Bedenken gerechtfertigt oder neigen Anleger zur Schwarzmalerei? Und besteht ein Missverhältnis zwischen der derzeitigen Altersvorsorge und den im Ruhestand geplanten Ausgaben? Die Studie zeigt: Die Beiträge, die weltweit gespart werden, sind durchaus beachtlich. Weltweit sparen Investoren im erwerbsfähigen Alter durchschnittlich 15,3 Prozent ihres monatlichen Einkommens für ihre Altersvorsorge. Am meisten spart man im Durchschnitt in Asien mit 15,9 Prozent. Am wenigsten legen die Investoren auf dem amerikanischen Doppelkontinent mit 14,5 Prozent ihres Jahreseinkommens auf die Seite. Dazwischen liegt Europa mit 14,9 Prozent.
Den höchsten Einkommensanteil der Personen im erwerbsfähigen Alter weltweit sparen Anleger in Österreich und der Schweiz mit 21,6 Prozent bzw. 21,3 Prozent. Die Sparquote deutscher Anleger liegt ebenfalls über dem europäischen Durchschnitt und beträgt 18,2 Prozent.
Obwohl sie noch weiter vom Ruhestand entfernt sind, legen „Millennials“, oder auch die Generation Y genannt, weltweit mit 15,9 Prozent am meisten von ihrem Jahreseinkommen zurück, verglichen mit 14,7 Prozent bei der Generation X, 13,7 Prozent bei den Babyboomern und 13,1 Prozent bei der „stillen Generation“4. Das deutet darauf hin, dass jüngere Menschen sich dessen zunehmend bewusst sind, dass sie aufgrund der demographischen Entwicklung niedrigere staatliche Renten beziehen dürften und ihr Erspartes für längere Zeiträume ausreichen muss, weil die Lebenserwartung steigt. Außerdem sind jüngere Generationen im Allgemeinen risikofreudiger und nehmen mit Blick auf den Ruhestand eine längerfristige Perspektive ein, was auf ein besseres Verständnis der Renditeentwicklung und der Erfordernisse an Geldanlagen in der Ansparphase hindeutet. Bei den älteren Generationen (10 Prozent der Babyboomer und 16 Prozent der stillen Generation) ist dagegen die Wahrscheinlichkeit am größten, dass sie die Risiken nicht kennen, denen ihre Ruhestandsersparnisse im Vergleich zu ihren persönlichen Ersparnissen ausgesetzt sind.
Erfreulich ist: Menschen sind offen, sich zu mehr Sparen überzeugen zu lassen. So glauben fast alle noch nicht im Ruhestand befindlichen Investoren weltweit (94 Prozent), dass bestimmte Faktoren sie dazu bringen würden, mehr fürs Alter zurückzulegen. Mehr als jeder Dritte würde sich von zusätzlichen Informationen darüber, wie viel Geld sie brauchen, um den von ihnen im Ruhestand gewünschten Lebensstandard zu erreichen, zu höheren Sparquoten bewegen lassen. Für Deutschland und Österreich ist die Zahl jener, die sich vorstellen können, mehr zurückzulegen, mit jeweils 88 Prozent etwas niedriger. Noch geringer sind diese Werte nur in Kanada und Dänemark (jeweils 86 Prozent).
Achim Küssner, Country Head Deutschland/Österreich/CEE-Med:
Diesen Ergebnissen zufolge besteht ein deutliches Missverhältnis zwischen der Zuversicht der Anleger in Bezug auf ihre Ruhestandsersparnisse und dem Prozentsatz davon, den sie nach Eintritt in den Ruhestand ausgeben wollen. Die Menschen leben nach Eintritt in den Ruhestand immer länger und sollten ihr Leben dann in der Gewissheit genießen können, dass ihre Ruhestandsersparnisse reichen werden. Unsere Studie zeigt aber, dass das bei vielen möglicherweise nicht so sein wird. Aus diesem Grund ist es dringend geboten, möglichst früh im Arbeitsleben damit zu beginnen, beständig und in ausreichendem Umfang zu sparen, und vor dem Eintritt in den Ruhestand ernsthaft darüber nachzudenken, welches Einkommensniveau man in seinem wohlverdienten Ruhestand dauerhaft aufrechterhalten kann.
Charles Neus, Leiter für Altersvorsorgelösungen bei Schroders in Frankfurt:
Die unrealistischen Erwartungen an die finanziellen Möglichkeiten im Ruhestand decken sich mit den Ergebnissen der Schroders Global Investor Study zu den Renditeerwartungen der Investoren. Laut der Studie übersteigen die Erwartungen der Investoren an die Erträge ihrer Investments die tatsächliche und auch von Experten prognostizierte zukünftige Performance der Märkte bei weitem. Nehmen wir die Diskrepanz zwischen den erwarteten und den tatsächlichen Ausgaben im Ruhestand hinzu, die die Schroders Global Investor Study 2018 zutage gelegt hat, zeigt sich ein bedenkliches Bild: Vielen Anlegern könnte im Ruhestand ein böses Erwachen drohen, denn die angesparten Mittel und die tatsächliche Rendite könnten zu niedrig sein, um den Lebensstandard nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben aufrechtzuerhalten.
Als Vermögensverwalter ist es unsere Aufgabe, Menschen für diese Problematik zu sensibilisieren und ihnen passende Anlagelösungen zu bieten, die ihnen einen finanziell sorgenfreien Ruhestand ermöglichen. Hierbei sollten Investmentfonds nicht fehlen. Sie können eine interessante Möglichkeit für Wertzuwächse bei überschaubarem Risiko bieten und sind sowohl in der Ansparphase als auch im Ruhestand von höchster Bedeutung.
Den vollständigen Bericht zur Schroders Global Investor Study 2019 finden Sie unter schroders.de/gis.
1 Im April 2019 beauftragte Schroders das Unternehmen Research Plus Ltd, bei 25.743 Personen aus 32 Märkten in allen Teilen der Welt, die Geld anlegen, eine unabhängige Online-Umfrage durchzuführen. Dazu gehören Australien, Brasilien, China, Deutschland, Österreich, Frankreich, Großbritannien, Indien, Italien, Japan, Kanada, die Niederlande, Spanien und die USA. Für die Umfrage wurden Investoren befragt, die in den nächsten zwölf Monaten mindestens 10.000 Euro (oder den Gegenwert in einer anderen Währung) anlegen wollen und in den vergangenen zehn Jahren Änderungen an ihren Investments vorgenommen haben.
2 51-70 Jahre alt.
3 18-37 Jahre alt.
4 71 Jahre und älter.
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