IN FOCUS6-8 Min. Lesezeit

Ausblick 2023 – Schwellenländer-Anleihen: Ein Neubeginn?

In den vergangenen Jahren war bei Schwellenländeranleihen Vorsicht geboten. Jedoch sehen wir jetzt eine zunehmende Zahl verlockender Gelegenheiten.

24.01.2023
hamburg

Authors

Abdallah Guezour
Head of Emerging Market Debt and Commodities

Die Schwellenländer sahen sich in letzter Zeit mit einem äußerst herausfordernden Umfeld konfrontiert. Dieses war gekennzeichnet durch ein nachlassendes globales Wachstum, geopolitische Spannungen, anhaltenden Inflationsdruck und eine starke Verschärfung der globalen Finanzliquiditätsbedingungen.

Ein solches globales Umfeld rechtfertigte im Laufe des Jahres 2022 eine vorsichtige Einstellung gegenüber Schwellenländer-Anlagen. Aber nach den jüngsten Marktrückgängen sind wir nun der Meinung, dass sich attraktive Anlagemöglichkeiten bieten.

Alle Arten von Schwellenländer-Rentenfonds haben eine Zeit beispielloser Abflüsse erlebt. Dazu kam eine umfangreiche Neubewertung verschiedener festverzinslicher Anlagen aus den Schwellenländern – und dies zu einem Zeitpunkt, an dem die geldpolitischen Straffungszyklen in den meisten Schwellenländern bereits weit fortgeschritten waren. Unseres Erachtens hat die Anlageklasse Schwellenländeranleihen die jüngsten globalen Verwerfungen weitgehend eingepreist.

Das turbulente globale Umfeld der vergangenen Jahre hat auch die relativ starken makroökonomischen Fundamentaldaten in den Schatten gestellt, die wir in ausgewählten Schwellenländern sehen.

Wir sind zwar nach wie vor der Ansicht, dass die Inflation angesichts des anhaltenden gigantischen Geldmengenüberhangs weltweit, der sich während der Pandemie angesammelt hat, verfestigt bleiben dürfte. Jedoch erwarten wir für 2023 eine vorübergehende Entspannung des globalen Inflationsdrucks. Diese Verschnaufpause dürfte auf die jüngste Schwäche der globalen Nachfrage, günstigere VPI-Basiseffekte, die jüngste Korrektur der Energiepreise und die deutliche Entspannung der globalen Lieferketten zurückzuführen sein.

Auch die Auswirkungen der geldpolitischen Straffung der US-Notenbank Fed auf die US-Wirtschaft beginnen nun zu greifen. Das Kreditwachstum der Geschäftsbanken scheint in den USA seinen Höhepunkt erreicht zu haben. Zudem beginnt der globale Kreditimpuls nach dem Anstieg nach der Pandemie nun abzuflauen.

Unser Inflationsmodell zeigt, dass in immer mehr Ländern bereits ein spürbarer Rückgang der Inflation zu beobachten ist. Dies dürfte von den Märkten honoriert werden, insbesondere in den Schwellenländern, in denen die realen Zinssätze hoch sind und in denen die Straffung durch die Zentralbanken bereits in einem sehr späten Stadium ist. Abbildung 1 zeigt die jüngsten Signale unseres Inflationsmodells.

Emerging Markets Outlook

Trotz einer gewissen Verschlechterung der Kreditwürdigkeit von Staaten während der Covid-Pandemie und immer wieder aufflammender politischer Spannungen weisen eine Reihe von Schwellenländern wie Mexiko, Brasilien, Indonesien und Südafrika immer noch relativ robuste makroökonomische Fundamentaldaten auf. Dies ist einer starken Zahlungsbilanz, einem überschaubaren Finanzierungsbedarf, günstigen realen effektiven Wechselkursen und belastbaren geldpolitischen Rahmenbedingungen zu verdanken.

Unterstützt werden sollte die Anlageklasse auch durch die Aussichten auf ein wieder auflebendes Wachstum in China nach der erwarteten vollständigen Wiederaufnahme der Wirtschaftstätigkeit des Landes nach Covid im Jahr 2023. Diese sich verbessernden Aussichten zeigen sich darin, dass die Unterschiede in den Wachstumserwartungen zum ersten Mal seit drei Jahren überzeugend zugunsten der Schwellenländer gegenüber den Industrieländern ausfallen, wie in Abbildung 2 unten dargestellt.

Emerging Markets Outlook

Diese relative Verbesserung der Wachstumsaussichten für die Schwellenländer hat sich noch nicht in den Bewertungen von Schwellenländer-Anlagen niedergeschlagen. Nach wie vor befinden sich diese für die meisten Teilsektoren von Schwellenländer-Schuldtiteln auf einem historisch niedrigen Niveau. Dies gilt insbesondere für auf US-Dollar lautende Hochzinsanleihen der Schwellenländer. Diese werden immer noch in der Nähe von Bewertungsniveaus gehandelt, die nur während vergangener Systemkrisen zu beobachten waren. Siehe dazu Abbildung 3 unten.

Emerging Markets Outlook

Angesichts des hohen Niveaus der nominalen und realen Renditen könnten Anleger 2023 gut belohnt werden. Dazu müssten sie Engagements in ausgewählten Lokal- und Hartwährungsanleihen aus Schwellenländern beibehalten, in denen die politischen Rahmenbedingungen belastbar sind und die makroökonomischen Fundamentaldaten einigermaßen solide sind.

In dieser Hinsicht bevorzugen wir Lokalwährungsanleihen aus Mexiko, Brasilien, Indonesien, Südafrika und einer Reihe von auf US-Dollar lautenden Anleihen aus Frontiermärkten wie Angola und der Elfenbeinküste. Wir sehen auch einen gewissen Wert an den mitteleuropäischen Anleihen- und Devisenmärkten. Allerdings ist ein überzeugender Höhepunkt der Inflation in Osteuropa erforderlich, damit wir dieser Region 2023 eindeutig optimistisch gegenüberstehen.

Abonnieren Sie unsere Insights Artikel

Wählen Sie auf Schroders Deutschland die Kategorien aus, die Sie am meisten interessieren und erhalten Sie unsere Insights Artikel direkt per E-Mail.

Wichtige Informationen:
Die hierin enthaltenen Ansichten und Meinungen sind die der Autoren dieser Seite und repräsentieren nicht notwendigerweise die Ansichten, die in anderen Mitteilungen, Strategien oder Fonds von Schroders zum Ausdruck gebracht oder reflektiert werden. Dieser Artikel dient nur zu Informationszwecken und ist in keiner Weise als Werbematerial gedacht. Das Material ist nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten gedacht. Das Material ist nicht als Buchhaltungs-, Rechts- oder Steuerberatung oder als Anlageempfehlung gedacht und sollte auch nicht als solche angesehen werden. Schroders geht davon aus, dass die hierin enthaltenen Informationen zuverlässig sind, übernimmt jedoch keine Gewähr für deren Vollständigkeit oder Richtigkeit. Für Irrtümer in Bezug auf Fakten oder Meinungen kann keine Verantwortung übernommen werden. Bei individuellen Investitions- und/oder strategischen Entscheidungen sollte man sich nicht auf die Ansichten und Informationen in diesem Dokument verlassen. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für künftige Ergebnisse, die Kurse von Aktien und die daraus erzielten Erträge können sowohl fallen als auch steigen, und Investierende erhalten möglicherweise nicht den ursprünglich investierten Betrag zurück.

Authors

Abdallah Guezour
Head of Emerging Market Debt and Commodities

Themen

Ihr Kontakt zu Schroders
Folgen Sie uns

Nur für professionelle Investoren. Diese Seite ist nicht für Privatanleger geeignet.

Die auf dieser Website und all unseren Social Media Kanälen gewählte männliche Form bezieht sich immer zugleich auf weibliche, männliche und diverse Personen.

Schroder Investment Management (Europe) S.A., German Branch Taunustor 1 (TaunusTurm) 60310 Frankfurt am Main Deutschland

Schroders ist ein weltweit führender Vermögensverwalter mit Standorten in 37 Märkten in Europa, Nord-, Mittel- und Südamerika, Asien-Pazifik und im Nahen Osten.

Schroder ISF steht im gesamten Text für Schroder International Selection Fund. Schroder AS steht im gesamten Text für Schroder Alternative Solutions. Schroder SSF steht im gesamten Text für Schroder Special Situations Fund. Schroders hat in diesem Dokument eigene Ansichten und Meinungen zum Ausdruck gebracht. Diese können sich ändern.

Die in der Vergangenheit erzielte Performance gilt nicht als zuverlässiger Hinweis auf künftige Ergebnisse. Anteilspreise und das daraus resultierende Einkommen können sowohl steigen als auch fallen; Anleger erhalten eventuell den investierten Betrag nicht zurück.

Das dient nur zur Veranschaulichung und stellt keine Anlageempfehlung für die oben genannten Wertpapiere/Branchen/Länder dar.

Schroder Investment Management (Europe) S.A. unterliegt dem luxemburgischen Gesetz vom 17. Dezember 2010.