Anleger:innen setzen trotz politischer Unsicherheiten weiter auf globale Aktien und Private Equity
Ungeachtet der Ungewissheit über den Ausgang der US-Wahlen stocken Anleger:innen weltweit ihre Investments in globale Aktien und Private Equity auf, wie die aktuellen Ergebnisse der diesjährigen Schroders Global Investor Insights Survey belegen.
Die Schlagzeilen rund um die zahlreichen Wahlen in diesem Jahr drängen die großen Trends nicht in den Hintergrund – über Aktien und Private Markets-Investitionen wollen internationale Anleger:innen verstärkt in die Gewinner der Deglobalisierung, des demografischen Wandels und der Dekarbonisierung (auch „3D Reset“ genannt) investieren. Das belegt die diesjährige Flaggschiff-Studie des Asset Managers Schroders, die Schroders Global Investor Insights Survey.
An der richtungsweisenden Umfrage nahmen weltweit fast 3.000 Anleger:innen verschiedenster Institutionen[1] teil, die insgesamt ein Vermögen von rund 74,5 Billionen US-Dollar verantworten. Für die alljährlich durchgeführte Studie werden die Antworten von Pensionsfonds, Versicherungsgesellschaften, Family Offices, Stiftungen, öffentlichen Institutionen, Gatekeepern (institutionellen Beratungsgesellschaften) sowie Vermögens- und Finanzberater:innen ausgewertet.
Wie die diesjährigen Ergebnisse zeigen, sorgen sich die Befragten stärker um die Auswirkungen der Zentralbankpolitik (70 %), hohe Zinsen (68 %) und einen möglichen Wirtschaftsabschwung (62 %) als um die Folgen der zahlreichen Wahlen, die in diesem Jahr rund um den Globus stattfinden. Auch unter den deutschen Befragten (139) gibt die Mehrheit (71 %) an, dass das Vorgehen der Zentralbanken die Performance ihrer Portfolios am ehesten beeinflussen dürfte, gefolgt von der Möglichkeit eines Wirtschaftsabschwungs (64 %). Je 60 % nannten die geopolitische Lage und hohe Zinsen als Einflussfaktor.
Mit Blick auf die politischen Entwicklungen belegen die internationalen Umfrageergebnisse, dass sich Anleger:innen vor allem um die Auswirkungen globaler Bündnisse in Politik und Handel (44 %) sowie einer hohen Staatsverschuldung (35 %) auf ihre Investments sorgen. Unter den deutschen Anleger:innen standen diese Aspekte für 45 % bzw. 29 % der Umfrageteilnehmer:innen an der Spitze der Einflussfaktoren.
Glauben Sie, dass die in diesem Jahr weltweit stattfindenden Wahlen Ihre Risikobereitschaft/Positionierung bei Investitionen beeinflussen werden?
Johanna Kyrklund, Chief Investment Officer bei Schroders, sagt:
„Für aktive Asset Manager ist es von entscheidender Bedeutung, auf Fundamentaldaten fokussiert zu bleiben und sich nicht von Schlagzeilen lenken zu lassen. Die Weltwirtschaft entwickelt sich im Großen und Ganzen positiv und der Inflationsdruck lässt nach, so dass die Notenbanken die Zinsen senken, und das wiederum wirkt sich positiv auf die Aktienkurse aus.
Die wichtigste Wahl des Jahres findet sicherlich in den USA statt. Doch auch hier sollte man bedenken, dass sich politische Veränderungen üblicherweise erst auf lange Sicht auswirken. Diese langfristigen Entwicklungen sollte man im Blick behalten, statt kurzlebigen Trends hinterherzujagen – und das tun wir.
Die Ergebnisse unserer Umfrage zeigen auch deutlich das Spannungsfeld, in dem sich Notenbanker:innen und Politiker:innen befinden: Das Thema Inflationsrisiken bereitet genauso vielen Teilnehmer:innen unserer Umfrage Sorgen wie das Thema hohe Zinsen. Für viele große Volkswirtschaften stellt zudem die hohe Staatsverschuldung ein zentrales Problem dar. Die Privatwirtschaft hat die Covid-Pandemie zwar im Großen und Ganzen gut überstanden, aber der öffentliche Sektor in vielen Ländern befindet sich weiterhin in einem weniger guten Zustand. Anleger:innen sollten daher darauf achten, ob die wachsenden Schuldenberge letztlich zu einer Belastung für die Anleihemärkte werden.“
Die Teilnehmer:innen der Umfrage bezeichnen makroökonomische Faktoren als größtes Risiko für die Wertentwicklung festverzinslicher Investments: eine unerwartet hohe Inflation oder ein Wachstumsrückgang (62 %), das Vorgehen der Notenbanken (60 %) und politische Risiken (57 %). Deutsche Anleger:innen wiederum betrachten die Gesamtverschuldung und mögliche Auswirkungen auf die Fiskal- und Geldpolitik als größte Bedrohung (58 %), dicht gefolgt von politischen Risiken (57 %) und makroökonomischen Risiken (55 %).
Mehr als die Hälfte (51 %) der international befragten Anleger:innen und 50 % der deutschen Anleger:innen geben an, dass sie in den kommenden ein bis zwei Jahren verstärkt in globale Aktien investieren werden. Interessanterweise möchte fast die Hälfte (44 %) der Anleger:innen weltweit das Engagement in aktiv gemanagte Aktienprodukte erhöhen, auch thematische Aktieninvestments stoßen auf großes Interesse (39 %). Unter den deutschen Anleger:innen ist das Interesse an aktiven Strategien und thematischen Investments sogar noch höher (46 % bzw. 43 %).
Wie wird sich Ihrer Meinung nach Ihre Aktienallokation in den nächsten 1-2 Jahren entwickeln?
Bei thematischen Anlagen stehen für institutionelle Anleger:innen und Gatekeeper Investments mit Bezug auf die Energiewende an erster Stelle (global: 30 %, Deutschland: 36 %). Konkret geben Anleger:innen an, dass die Dekarbonisierung ihres Portfolios, die Diversifikation (beide 41 %) sowie die Aussicht auf eine auskömmliche Rendite (38 %) die größten Anreize darstellen, um in die Energiewende zu investieren. Bei den deutschen Teilnehmer:innen der Umfrage steht für 55 % die Diversifikation im Vordergrund, gefolgt von der Dekarbonisierung (49 %).
Alex Tedder, Co-Head of Equities bei Schroders, kommentiert:
„Es ist interessant zu sehen, dass die Perspektiven für aktive Asset Manager insgesamt sehr positiv eingeschätzt werden. Die Aktienmärkte wurden in diesem Jahr von einer kleinen Anzahl von Unternehmen dominiert, vor allem in den USA, wo die Themen Technologie und KI eine starke Rolle spielen. Durch die Zinswende hat aber seit Juli eine Neubewertung an den Märkten stattgefunden. Deswegen könnte nun die Zeit gekommen sein, sich Sektoren anzuschauen, die zuvor nicht sehr hoch in der Gunst der Anleger:innen standen und die nun attraktiv bewertet sind. In Zeiten niedriger Inflation und Zinsen werden Investments in beispielsweise Versorger, REITS, Biotechnologie und Alternative Energieunternehmen interessanter. Das ist genau die Situation, in denen aktive Fondshäuser schneller als andere handeln und frühzeitig in die potenziellen Gewinner von morgen investieren können.“
Interessant sind auch die Erkenntnisse der Studie bezüglich Investments in die Private Markets. Mehr als 80 % der Anleger:innen investieren bereits in Private Markets oder planen, dies demnächst zu tun. Bei institutionellen Anleger:innen gelten diese Assets inzwischen als Kernbestandteil des Portfolios. Als Hauptgründe für die Allokation in Private Markets verweisen die Umfrageteilnehmer:innen auf die Erwartung höherer Renditen sowie eine stärkere Diversifizierung ihres Portfolios im Vergleich zu börsennotierten Investments. Mehr als die Hälfte (53 %) aller Befragten weltweit beabsichtigt, in den kommenden 12 Monaten mehr in Private Equity zu investieren, 42 % wollen ihr Investment in Private Debt ausbauen und 45 % ihre Anlagen in Renewable Infrastructure Equity. Bei den deutschen Teilnehmer:innen der Umfrage stand Renewable Infrastructure Equity mit 49 % an der Spitze, gefolgt von Private Equity (45 %) und Infrastructure Debt (40 %).
In welche Anlagethemen und/oder Sektoren wollen Sie in den nächsten ein bis zwei Jahren aktiv über Private Markets investieren?
Georg Wunderlin, CEO bei Schroders Capital, sagt:
„Mit kreativen, langfristigen Investments in Private Markets lassen sich die grundlegenden, strukturellen Veränderungen unserer Gesellschaft finanzieren – forciert durch die Trends Dekarbonisierung, Deglobalisierung, Demografie und die KI-Revolution. Anleger:innen sehen das Potenzial, mit Investments in Private Markets positive Veränderungen in der Gesellschaft zu befördern und damit auch eine höhere Rendite zu erzielen.
Darüber hinaus werden Private Assets als Instrument der Diversifizierung geschätzt. Nach der Zinswende befinden sich Private Markets-Anlagen am entscheidenden Wendepunkt. In Zukunft wird die Fähigkeit guter Asset Manager, Private Assets-Deals zu identifizieren, durchzuführen und diese Investments zu managen, stärker als bisher den Unterschied machen. Folglich müssen Anleger:innen ihre Asset Manager gut auswählen und mit eben denen zusammenarbeiten, die diese Fähigkeiten besitzen und ein Investment effizient begleiten.
Dabei dürfen nicht allein institutionelle Anleger:innen die Möglichkeit haben, von den Vorteilen der Private Markets zu profitieren, diese müssen auch Privatanleger:innen zugänglich sein. Durch ein erweitertes Angebot an Fondsprodukten für Endanleger:innen hat sich der Zugang für Privatanleger:innen zu Private Markets-Anlagen über die vergangenen Jahre erheblich verbessert. Wir betrachten es als wichtige Aufgabe, diesen Trend fortzuführen.
Alexander Prawitz, Country Head Germany, Austria, CEE & Mediterranean bei Schroders, ergänzt:
„Die Schroders Global Investor Insights Survey verdeutlicht, dass Anleger aktuell mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert sind. Um diese zu bewältigen, bevorzugen sie in vielen Fällen ein aktives Fondsmanagement, wie die Studie zeigt.
Besonders in herausfordernden Zeiten wollen und müssen wir ein vertrauensvoller Partner an der Seite unserer Kunden sein. Selbst für die komplexesten Probleme unserer Kunden Lösungen zu finden, ist uns dabei Ansporn und Ziel zugleich. Durch unser einzigartiges Angebot aus Public und Private Assets sowie unsere globale und lokale Expertise sehen wir uns hierfür bestens aufgestellt.“
[1] Institutionelle - (815), Gatekeeper - (260), Finanzberater:innen (1.755)
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