In Krisenzeiten einen kühlen Kopf zu bewahren
Die jüngsten Turbulenzen an den Finanzmärkten, die durch eine Kombination aus globalen Konjunktursorgen, geopolitischen Spannungen und Unsicherheiten über die Geldpolitik ausgelöst wurden, haben die Anleger stark verunsichert und zu verstärkten Verkäufen geführt.
In dieser angespannten Situation ist es jedoch wichtig, Ruhe zu bewahren. Warum Geduld und Besonnenheit gerade in solchen Zeiten von Vorteil sind, erläutert Duncan Lamont, CFA und Head of Strategic Research bei Schroders im folgenden Kommentar an vier Beispielen.
Vier Argumente, warum Anleger keine Entscheidungen in der Hitze des Gefechtes treffen sollten
In den vergangenen Jahren haben wir mehrere Versionen dieser Studie veröffentlicht, meist ausgelöst durch plötzliche Ausschläge an den Finanzmärkten. Viele Faktoren können die Märkte in Angst und Schrecken versetzen und manchmal ist der Auslöser spezifisch, wie die russische Invasion der Ukraine im Jahr 2022, manchmal ist es ein plötzlicher Vertrauensverlust, zum Beispiel aufgrund schwacher Wirtschaftsdaten.
In dieser aktualisierten Fassung unserer Studie – nach den Turbulenzen an den Märkten Anfang August – gehen wir davon aus, dass unsere Kernargumente weiterhin gültig sind.
1. Investitionen am Aktienmarkt sind zwar kurzfristig sehr riskant, langfristig jedoch stellen sie ein geringeres Risiko dar – im Gegensatz zu Bargeld.
Auf der Grundlage aus fast 100 Jahren Daten zum US-Aktienmarkt haben wir herausgefunden, dass Anleger bei einer einmonatigen Anlage inflationsbereinigt in 40 Prozent der Fälle Geld verloren hätten.
Bei einer längeren Anlagedauer würden sich die Chancen jedoch drastisch zugunsten der Anleger verschieben. Auf einer 12-Monats-Basis wären hingegen in 30 Prozent der Fälle Verluste zu verzeichnen gewesen. Wichtig ist, dass 12 Monate immer noch eine kurze Zeitspanne sind, wenn es um den Aktienmarkt geht. Um also von den Aktien zu profitieren, ist eine längere Haltedauer erforderlich.
Bei einem Zeithorizont von fünf Jahren sinkt diese Zahl auf 22 Prozent. Bei zehn Jahren sind es schon nur noch 13 Prozent. In unserer Analyse gab es keinen 20-Jahres-Zeitraum, in dem Aktien inflationsbereinigt Geld verloren haben.
Bargeld hingegen mag zwar sicherer erscheinen, doch die Wahrscheinlichkeit, dass sein Wert durch die Inflation gemindert wird, ist wesentlich höher. Und wie alle wissen, die auf Bargeld setzen, waren die jüngsten Erfahrungen sogar noch schmerzhafter. Das letzte Mal, dass Bargeld die Inflation in einem Fünfjahreszeitraum geschlagen hat, war zwischen Februar 2006 und Februar 2011 – eine ferne Erinnerung. Und es ist auch nicht zu erwarten, dass sich das in absehbarer Zeit ändern wird.
2. Kurzfristige Wertverluste von mehr als 10 Prozent sind zwar eher die Regel als die Ausnahme – die langfristigen Renditen sind jedoch solide.
Betrachtet man die weltweiten Aktienmärkte (dargestellt durch den MSCI World Index), so kam es in 30 der vergangenen 52 Kalenderjahre vor 2024 zu Kursrückgängen von 10 Prozent. In den letzten zehn Jahren wiesen die Jahre 2015, 2016, 2018, 2020 und 2022 Kursrückgänge von über 10 Prozent auf.
Stärkere Rückgänge von 20 Prozent gab es in 13 der 52 Jahre (das ist im Durchschnitt etwa einmal in sechs Jahren – aber wenn es in diesem Jahr passiert, wäre es dreimal in den letzten vier Jahren der Fall, nämlich 2020, 2022 und 2024).
Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Hinweis auf den künftigen Wertverlauf und lässt sich möglicherweise nicht wiederholen. Quelle: Refinitiv und Schroders. Daten bis 31. Dezember 2023 für den MSCI World Index in USD
Trotz dieser regelmässigen Unebenheiten hat der US-Markt in diesem 52-Jahres-Zeitraum insgesamt hohe durchschnittliche jährliche Renditen erzielt.
Das Risiko eines kurzfristigen Verlusts ist der Preis für die langfristigen Gewinnen, die eine Anlage am Aktienmarkt bringen kann.
3. Nach grossen Kursverlusten auszusteigen, könnte Sie Ihre Rente kosten.
Zwar ist der Markt bisher nicht allzu stark gefallen, doch sind weitere Schwankungen und das Risiko von Kursverlusten nicht auszuschliessen. In diesem Fall kann es sehr viel schwieriger werden, sich nicht von unseren Emotionen leiten zu lassen – und der Versuchung zu erliegen, sich von Aktien zu trennen und in Bargeld zu investieren.
Unsere Untersuchungen zeigen jedoch, dass dies in der Vergangenheit die schlechteste finanzielle Entscheidung war, die Anleger hätten treffen können. Es garantiert nahezu, dass es sehr lange dauern würde, die Verluste wieder auszugleichen.
So hätten beispielsweise Anleger, die im Jahr 1929 nach dem ersten Einbruch der Weltwirtschaftskrise um 25 Prozent in Bargeld umgeschichtet hatten, bis zum Jahr 1963 warten müssen, um wieder die Gewinnschwelle zu erreichen. Im Vergleich dazu hätten sie bereits Anfang 1945 die Gewinnschwelle erreicht, wenn sie statt einer Umschichtung weiterhin in den Aktienmarkt investiert hätten. Und dies vor dem Hintergrund, dass der Aktienmarkt im Verlauf des Crashs schliesslich um über 80 Prozent einbrach. Eine Umschichtung in Bargeld hätte also die schlimmsten Verluste während des Crashs verhindern können, war aber langfristig die mit Abstand schlechteste Strategie.
In ähnlicher Weise würden Anleger, die 2008 nach den ersten 25 Prozent Verlusten in Bargeld umgeschichtet hätten, feststellen, dass ihr Portfolio sich heute immer noch nicht gänzlich erholt hätte.
Die Botschaft ist eindeutig: Eine Abkehr vom Aktienmarkt zugunsten von Bargeld als Reaktion auf einen starken Marktrückgang wäre langfristig sehr schlecht für das Vermögen gewesen.
Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Hinweis auf den künftigen Wertverlauf und lässt sich möglicherweise nicht wiederholen. Quelle: Federal Reserve Bank of St. Louis, Robert Shiller, Schroders. Monatliche Bargeldrendite 1934-2024 auf der Grundlage von 3-monatigen Schatzwechseln, Sekundärmarktsatz; 1920-1934 auf der Grundlage von Renditen kurzfristiger US-Wertpapiere; 1871-1920 auf der Grundlage des 1-Jahres-Zinssatzes. Daten für 1871-1920 sind nur jährlich verfügbar, daher wurde für alle Monate dieses Zeitraums eine konstante Bargeldrendite angenommen. Die übrigen Daten sind monatlich. Alle Analysen beruhen auf Nominalbeträgen.
4. In Zeiten erhöhter Angst haben sich Aktienmarktinvestitionen besser entwickelt als erwartet.
Das „Angstbarometer“ des Aktienmarktes, der Vix-Index, hat in den vergangenen Wochen neue Höchststände erreicht, da die Anleger unter anderem eine Abschwächung der US-Wirtschaft befürchteten. Der Vix ist ein Mass für die von den Händlern erwartete Volatilität des US-Index S&P 500 in den nächsten 30 Tagen.
Der Vix erreichte zuletzt im Mai 2022, nach dem Einmarsch in der Ukraine, einen bedeutenden Höchststand.
In der Vergangenheit war es jedoch eine schlechte Idee für Anleger, in Zeiten erhöhter Angst zu verkaufen.
Wir haben uns eine Umschichtungsstrategie angesehen, bei der täglich aus Aktien (S&P 500) verkauft und in Barmittel umgeschichtet wurde, sobald der Vix über 30 lag, und dann wieder in Aktien umgeschichtet wurde, sobald er wieder darunter fiel. Dieser Ansatz hätte eine jährliche Rendite von 7,4 Prozent erbracht (ohne Berücksichtigung der Kosten) und blieb hinter einer Strategie zurück, die kontinuierlich in Aktien investiert blieb und ebenfalls ohne Berücksichtigung der Kosten eine jährliche Rendite von 9,9 Prozent erbracht hätte.
Eine Investition von 100 USD in das kontinuierlich investierte Portfolio im Januar 1990 wäre mehr als 2,5-mal so viel wert wie 100 USD, die in das Switching-Portfolio investiert wurden.Wie bei allen Investitionen ist die Vergangenheit nicht unbedingt ein Wegweiser für die Zukunft, aber die Geschichte legt nahe, dass Zeiten erhöhter Angst, wie wir sie derzeit erleben, für Aktienmarktinvestitionen besser waren, als man vielleicht erwartet hätte.
Die vollständige Analyse im englischen Original finden Sie hier.
Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte
Alice West, Senior Corporate Communications Manager Schroders
Tel: +41 (0)44 250 12 26 / alice.west@schroders.com
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*Stand: 31. Dezember 2023 / Weitere Informationen zu Schroders finden Sie unter: www.schroders.ch
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