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Fünf Gründe für Anlagen in die Digitale Infrastruktur

Rechenzentren, Makrotürme und Glasfaserkonnektivität gehören zu den widerstandsfähigen Wachstumsbereichen, da die digitalen Volkswirtschaften der Schwellenländer florieren.

28.09.2022
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Authors

Ben Forster
Portfoliomanager für Global Listed Real Assets

Nur sechs Jahre nach der Gründung von TikTok (2016), dem Videoportal für kurze Videoclips, wurde die App über drei Milliarden Mal heruntergeladen.

Die Pandemie verhalf dem Unternehmen aufgrund des Mangels an physischen Interaktionen zu einem explosionsartigen Wachstum. Doch die Beliebtheit nimmt weiter zu: Täglich sehen sich 700 Millionen aktive Benutzer über eine Milliarde Videoclips auf der Plattform an.

Ein paralleler Trend verändert geschäftliche Abläufe in der ganzen Welt.

1. Digitale Infrastruktur ermöglicht das rasche Wachstum neuer Arten der Kommunikation

Während der Lockdowns konnten Angestellte weder ins Büro gehen noch an Standorte für die Notfallwiederherstellung fahren. Deshalb nutzten Unternehmen die Digitalisierung und nahmen außerdem bereitwillig das Cloud Computing und Webkonferenzen an.

Die Downloads der Videoplattform von Microsoft Teams erhöhten sich um mehr als das Zehnfache. Insgesamt gaben 2021 die größten amerikanischen Cloud-Anbieter (Amazon, Google, Microsoft, IBM und Oracle) knapp 50 Mrd. US-Dollar für Cloud-Investitionen aus, um mit der sprunghaft gestiegenen Nachfrage Schritt zu halten.

Facebook erfand sich neu als Meta. Es verpflichtete sich zu jährlichen Ausgaben von über 10 Mrd. US-Dollar für den Ausbau des Metaversums. Hierzu werden gewaltige Flächen für Rechenzentren benötigt.

Googles Unternehmen DeepMind erklärte zum Jahresbeginn, dass es mit dem KI-Tool Gato kurz davor stünde, KI auf menschlichem Niveau zu erreichen.
KI-Tools verarbeiten Milliarden von Parametern: Je größer die verfügbare Rechenleistung, desto genauer werden sie. 

Von entscheidender Bedeutung für diese Technologiegiganten sind Skalierbarkeit und die Geschwindigkeit der Markteinführung. Dies hat der Branche von Rechenzentren enorme Möglichkeiten für das Leasing geboten. Dabei sind die Hauptbestandteile wie Land, Stromversorgung und Glasfaserkonnektivität knapp gehaltene Ressourcen.

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Die sogenannte „Cloud“ wird in gigantischen, festungsartigen Lagerhäusern untergebracht, die mit Hunderttausenden von Computerservern bestückt sind. Um die Kontinuität zu gewährleisten, werden die Bevölkerungszentren von mehreren „Verfügbarkeitszonen“ der Cloud versorgt, die jeweils über mehrere Notstromaggregate verfügen.

Microsofts Azure Cloud hat ein Infrastrukturnetzwerk, das Rechenzentren, Glasfaserkabel und Satellitenkommunikation umfasst. Das Unternehmen plant neue Zentren in der Schweiz, Finnland und Indien. 

2. Cloud-Outsourcing noch in den Kinderschuhen

Die digitale Transformation steht nach unserer Ansicht erst am Anfang. Sie wird für Betreiber von Rechenzentren einen langen Wachstumspfad schaffen.

Heute setzen 95 % der Unternehmen eine Digital-First-Strategie um, wobei IT im Mittelpunkt der Entscheidungsfindung steht. Gegen Ende 2020 waren jedoch noch 56 % der Kapazität von Rechenzentren in den Datenzentren der Firmen, so die Einschätzung von IDC.

Unternehmen, die die Speicherung und Auswertung von Daten an Dritte in gemeinsam genutzten Standorten outsourcen, profitieren von einer erhöhten unternehmerischen Resilienz, Projektskalierbarkeit und Kosteneffizienz.

Dieses sogenannten Co-Location-Leasing erzielte laut Prognosen und abhängig von der Region ein Jahreswachstum von 7 bis 13 %. Den Schätzungen zufolge wachsen sogenannte Hyperscale-Cloud-Anlagen zwischen 2020 und 2025 jährlich um über 22 %. Das erfordert Gesamtinvestitionen von 1,3 Bio. US-Dollar während dieses Zeitraums.  

3. Schnellere 5G-Mobilfunknetze ebnen den Weg für exponentielles Wachstum des Datenverkehrs

Die Nutzer des Internets haben sich seit 2010 auf knapp fünf Milliarden verdoppelt. Gleichzeitig ist der Internetdatenverkehr um mehr als das 150-Fache gestiegen. Nach dem Launch des ersten iPhone im Jahr 2007 machten die mobilen Datendienste einen großen Teil des Wachstums aus.

Prognostiker gehen davon aus, dass dieses exponentielle Datenwachstum anhält. Der Mobilfunkstandard 5G treibt voraussichtlich einen Anstieg des mobilen Datenverkehrs zwischen 2020 und 2025 voran.

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Die Frequenzen von 5G arbeiten im Millimeterwellenbereich und ermöglichen einen Datenverkehr von bis zu 10 Gbit/s. Das ist hundertmal schneller als 4G. Dies ist für den Einsatz von selbstfahrenden Kraftfahrzeugen unerlässlich. Der Nachteil besteht lediglich darin, dass diese Signale kürzere Strecken zurücklegen und Objekte nicht so einfach durchdringen können. Deshalb ist eine viel dichtere Netzabdeckung erforderlich.

Mobilfunknetzbetreiber bemühen sich verstärkt darum, Makrotürme, Glasfaserkabel und Small Cells (Funkbasisstationen mit geringer Ausgangsleistung in zellulären Mobilfunknetzen) anzumieten, um eine dichtere Netzabdeckung zu bieten.

Im Zeitraum 2020-2025 sind laut Schätzungen Investitionen in Höhe von 1,1 Bio. US-Dollar in den Mobilfunk zu erwarten.

(Hinweis: EB pro Monat in der obigen Tabelle bezieht sich auf Exabyte. Dabei handelt es sich um eine große Einheit der Datenspeicher und sie entspricht einer Milliarde Gigabyte.)

4. Digitale Infrastruktur wird auch Konjunkturflauten überstehen

Konsumenten, Regierungen und Unternehmen halten die digitale Infrastruktur von entscheidender Bedeutung. Die Gesamtinvestitionen der Industrie werden bis 2035 jene für Wasserinfrastruktur, Eisenbahnen und Flughäfen voraussichtlich übersteigen.

Die Kundennachfrage nach digitaler Infrastruktur erwartet nach unserer Auffassung eine relative Resistenz gegenüber wirtschaftlichen Widrigkeiten. Die Überprüfung der Mieteinnahmen von Crown Castle während früherer Rezessionen bestätigt diese Aussage (siehe Abbildung unten). Die Cashflows werden durch erstklassige Mieter wie AT&T und Verizon unterstützt.

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Der von der amerikanischen Regierung erlassene Infrastructure Investment and Jobs Act sieht 65 Mrd. seiner 1,2 Bio. US-Dollar zur Überwindung der digitalen Kluft für un- und unterversorgte US-Gemeinden vor. Im kommenden Jahrzehnt dürfte das zu einem spürbaren Ausbau der Glasfaserkapazität führen, ganz gleich wie sich die Wirtschaftslage entwickelt.

Die Eigentümer digitaler Infrastruktur gestalten Mietverträge, um sich vor externen Auswirkungen wie Teuerung und Devisenabwertung zu schützen. Bei Makrotürmen kann dies eine explizite Anbindung an lokale Verbraucherpreisindizes, Treibstoffpreise oder einfach eine feste jährliche Mieterhöhung von 3 % bedeuten. Da die Ressourcen in der Lieferkette knapper werden, erhöhen Entwickler digitaler Infrastrukturen ihre Mietpreise.  

5. Das explosionsartige Wachstum der Schwellenländer, in dessen Zuge sie ihre digitale Infrastruktur aufbauen, birgt Chancen

Die Entwicklung der digitalen Infrastruktur der Schwellenländer wächst in den kommenden zehn Jahren am schnellsten. So lautet unsere Einschätzung. Die Unterversorgung dieser Länder ist momentan am größten. Ihre jungen Bevölkerungen haben jedoch ein unersättliches Verlangen nach Konnektivität und dem Teilen von Inhalten.

Es entfaltet sich ein gewaltiges wirtschaftliches Potenzial: Internetnutzer haben die langsamere Breitband- und Mobilfunktechnologie übersprungen und beginnen gerade erst das Hochgeschwindigkeits-Internet zu Hause und 4G/5G-Mobilfunknetze zu nutzen.

Innerhalb der wichtigsten Teilsektoren wie Rechenzentren, Makrotürme und Glasfaserkabel sehen wir Chancen, denn die digitale Wirtschaft in den Schwellenländer wird im kommenden Jahrzehnt und darüber hinaus florieren.

Die Technologiegiganten Chinas und der USA dringen schnell in diese Märkte vor. Microsoft kündigte im März seine Vorhaben an: Angebot von Cloud-Diensten in Hyderabad, Indien, und den Ausbau der Stützpunkte in Pune, Mumbai und Chennai. Die fehlende existierende digitale Infrastruktur erfordert jedoch die Entwicklung von Einrichtungen bzw. die Anmietung von einem Drittunternehmen wie Sify Technologies, das Anlagen in der Stadt hat.

Laut Cisco stieg die Internetdurchdringung in Indien von 2017 mit 27 % (357 Millionen Nutzer) auf 60 % im Jahr 2022 (840 Millionen Nutzer). Das bedeutet, dass Indien mittlerweile die zweitgrößte Internetnutzerbasis der Welt nach China (1 Milliarde Nutzer) hat – fast drei Mal so hoch ist wie in den USA (300 Millionen Nutzer). Gemäß CloudScene gibt es in Indien jedoch nur ein Zwanzigstel so viele Rechenzentren wie in den USA.

Bei einer Bevölkerung von 1,5 Milliarden Inderinnen und Indern sowie einer wachsenden Internetdurchdringung wird sich das Infrastrukturdefizit ohne nennenswerte Investitionen vergrößern.

 

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Die hierin enthaltenen Ansichten und Meinungen sind die der Autoren dieser Seite und repräsentieren nicht notwendigerweise die Ansichten, die in anderen Mitteilungen, Strategien oder Fonds von Schroders zum Ausdruck gebracht oder reflektiert werden. Dieser Artikel dient nur zu Informationszwecken und ist in keiner Weise als Werbematerial gedacht. Das Material ist nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten gedacht. Das Material ist nicht als Buchhaltungs-, Rechts- oder Steuerberatung oder als Anlageempfehlung gedacht und sollte auch nicht als solche angesehen werden. Schroders geht davon aus, dass die hierin enthaltenen Informationen zuverlässig sind, übernimmt jedoch keine Gewähr für deren Vollständigkeit oder Richtigkeit. Für Irrtümer in Bezug auf Fakten oder Meinungen kann keine Verantwortung übernommen werden. Bei individuellen Investitions- und/oder strategischen Entscheidungen sollte man sich nicht auf die Ansichten und Informationen in diesem Dokument verlassen. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für künftige Ergebnisse, die Kurse von Aktien und die daraus erzielten Erträge können sowohl fallen als auch steigen, und Investierende erhalten möglicherweise nicht den ursprünglich investierten Betrag zurück.

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