2021 war nicht nur das Jahr des Ochsen, sondern auch ein enttäuschendes Jahr für Anleger in chinesische Aktien. Das Jahr des Tigers dürfte besser werden – doch sollte man nicht zu viel erwarten.
2021, das chinesische Jahr des Ochsen, war ein schwieriges Jahr für Investoren in China. Das Jahr war geprägt von großen regulatorischen Änderungen, Zahlungsausfällen in einem stark schwächelnden Immobiliensektor und einem angespannten Kreditmarkt.
Wird also 2022, das Jahr des Tigers, ein besseres Jahr für die chinesischen Aktienmärkte?
Aus 2021 gibt es noch viele Herausforderungen, mit denen die Wirtschaft und der Aktienmarkt Chinas auch 2022 konfrontiert sein werden. Dazu gehören nicht zuletzt die Auswirkungen der chinesischen Null-Covid-19-Strategie auf den Konsum und die Industrieproduktion. Aber auch die Bautätigkeit (vor allem im Wohnungsbau) ist weiterhin rückläufig, und die Einkommensentwicklung verläuft schleppend.
Zudem sieht sich China mit einem möglichen Rückgang bei den Exporten konfrontiert, da sich die Volkswirtschaften in der ganzen Welt wieder öffnen und die Dienstleistungsaktivitäten zunehmen (weniger eher überflüssige Dinge, mehr Urlaub, um es so zu sagen).
Das Wachstum der Einzelhandelsumsätze in China hat sich nach dem anfänglichen Aufschwung nach der Pandemie verlangsamt. Das Wachstum des verfügbaren Einkommens ist nun ebenfalls rückläufig (siehe nachstehende Grafiken). Ein etwaiger breiter Stellenabbau in Sektoren wie Technologie, Bildung und Bauwesen könnte die Konsumzahlen weiter abschwächen.
Die chinesische Regierung versucht weiterhin, einige der Maßnahmen, die ihrer Meinung nach zu wachsenden Einkommensunterschieden, steigender Verschuldung und gesellschaftlichen Störungen beitragen, zurückzudrängen. Dies wird sich 2022 sehr belastend auf die Aktienmärkte des Landes auswirken.
Es gibt vier neue politische Hauptinitiativen. Erstens – gemeinsamer Wohlstand: Dadurch soll die Gesellschaft gerechter gemacht werden und die Vorteile des Wachstums sollen gleichmäßiger verteilt werden. Zweitens – Definanzialisierung: Darunter ist die Reduzierung finanzieller Risiken zu verstehen, die durch exzessive schuldengetriebene Spekulationen mit Immobilien und anderen Finanzanlagen entstehen. Drittens – Datenregulierung: Damit soll sichergestellt werden, dass personenbezogene Daten nicht missbraucht oder monopolisiert werden. Viertens – duale Zirkulation: Dabei soll China vor globaler Volatilität geschützt werden und die Wirtschaft soll auf eine größere Eigenständigkeit ausgerichtet werden.
Diese Neuausrichtung könnte als Eindämmung der Exzesse des ungebremsten Kapitalismus gesehen werden. Im Gegensatz zu vielen früheren politischen Ankündigungen in China betrachten wir diese Maßnahmen als real und als Teil eines bewussten Versuchs, die Gesellschaft neu zu gestalten. Ausschlaggebend für die Aktienrenditen wird jedoch sein, wie diese Maßnahmen letztendlich umgesetzt werden.
Die Investitionsschwerpunkte vieler Unternehmen am chinesischen Aktienmarkt sind auf staatliche Prioritäten ausgerichtet und nicht auf die Maximierung langfristiger Aktionärsrenditen. Dies gilt seit geraumer Zeit eindeutig für die meisten staatlichen Banken sowie Versorgungs-, Telekommunikations- und Energieunternehmen. Mit dem neuen politischen Vorstoß zur Sicherung des gemeinsamen Wohlstands und der sozialen Harmonie erwarten wir nun, dass auch die Unternehmen aus den Bereichen Bildung, Gesundheitswesen, Versicherungen und soziale Medien die Prioritäten der staatlichen Politik an die erste Stelle setzen (oder, wie im Falle der Bildungsunternehmen, dass sie zu einer gemeinnützigen Branche werden).
Für die großen Internet-Aktiengesellschaften scheint es jetzt vorrangig zu sein, sich an Projekten im Rahmen des gemeinsamen Wohlstands zu beteiligen und in Bereiche zu investieren, die unter die duale Zirkulation fallen. Das ist besser als der Aufbau riesiger monopolistischer Datenplattformen oder die Investition in immer billigere Gemeinschaftskaufprogramme, die kleine Geschäfte in den Ruin treiben.
Während dies für den Durchschnittsbürger in China eine gute Nachricht sein mag, ist es dies für die Aktienmärkte und die ausländischen Anleger eindeutig nicht. Wir gehen davon aus, dass der Übergang zu staatlich/politisch gelenkten Investitionen die Kapitalrendite in China senken und die Aktien der betroffenen Unternehmen weniger attraktiv machen wird.
Das haben wir in China schon zweimal erlebt. Damals notierten die Telekommunikations- und Bankaktien, die in ihrer euphorischen Blütezeit gemessen an der Marktkapitalisierung rund 50 % des MSCI China ausmachten. Eine Zeit lang glaubte der Markt, dass diese Aktien ein hervorragender Indikator für ein starkes BIP-Wachstum wären und daher außergewöhnliche Renditen erzielen würden. Wie in den meisten Ländern hat jedoch auch in China die staatliche Kontrolle zu einer anderen Prioritätensetzung, einer mageren Kapitalrendite und enttäuschenden Aktienkursen geführt.
Das macht chinesische Aktien zwar nicht uninteressant. Jedoch sind wir der Meinung, dass der Markt die langfristigen Auswirkungen der politischen Veränderungen, die viele Sektoren des chinesischen Aktienmarktes betreffen, noch nicht vollständig verarbeitet hat.
Positiver stimmt uns jedoch, dass wir weitere Zinssenkungen erwarten – auch wenn eine Senkung der kurzfristigen Zinssätze um 5 Basispunkte (Bp.), wie im Dezember geschehen, keine wirkliche Wirkung haben dürfte.
Wir gehen nicht davon aus, dass die Abschwächung am Immobiliensektor größere Auswirkungen auf den Finanzsektor im Allgemeinen haben wird. Die chinesische Regierung ist nämlich durchaus in der Lage, die Probleme einzudämmen (die Kontrolle der Großbanken und der staatlichen Bauträger hat ihre Vorteile). Die Auswirkungen der Abschwächung des Immobilienmarktes auf das Verbrauchervertrauen dürfen somit auch begrenzt bleiben.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir nicht erwarten, dass sich die negativen Faktoren, die 2021 auf den chinesischen Aktienmarkt einwirkten, wiederholen werden. Das bedeutet jedoch nicht, dass wir mit einer starken und nachhaltigen Erholung der chinesischen Aktienmärkte rechnen. Denn die Wirtschafts- und Ertragsaussichten sind für viele Sektoren schwierig, und die Risiken einer stärkeren Konjunkturabschwächung in China sind real.
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