Schroders Global Investor Study 2020: Millennials sind am ehesten bereit, Überzeugungen zu opfern – wenn die Rendite stimmt
Millennials sind eher bereit, bei ihren persönlichen Überzeugungen Kompromisse einzugehen – vorausgesetzt, sie werden dafür mit höheren Renditeaussichten entlohnt. Das ist ein Ergebnis der Schroders Global Investor Study 2020
Millennials1 – auch als Generation Y bezeichnet – gelten gemeinhin als besonders nachhaltigkeitsorientiert. Doch die Zahlen zeichnen ein anderes Bild: Global würde jeder vierte Millennial bei seinen persönlichen Überzeugungen Kompromisse machen, wenn die Rendite hoch genug ist. Für keine andere Altersgruppe ist dieser Wert so hoch2.
Was die Altersstruktur betrifft, würden 16 Prozent der über 71-Jährigen, 20 Prozent der Babyboomer und 24 Prozent der Angehörigen der Generation X ihre persönlichen berzeugungen gegen höhere Renditen eintauschen. Somit zeigt sich: Je älter die Personen sind, desto gefestigter sind ihre Überzeugungen auch gegenüber monetären Anreizen.
Bezogen auf Deutschland ergibt sich ein entgegengesetztes Bild: Hier würden 19 Prozent der Millennials, 20 Prozent der Angehörigen der Generation X und 25 Prozent der Babyboomer für höhere Renditen auch entgegen ihren Überzeugungen investieren. Unter jüngeren Anlegern in Österreich ist die Kompromissbereitschaft mit 21 Prozent bei Millennials nahezu ebenso wenig ausgeprägt – im Gegensatz zu den Mitgliedern der Generation X mit 31 Prozent. Für die Babyboomer wurde ein Wert von 20 Prozent ermittelt.
Die überwiegende Mehrheit steht zu ihren Überzeugungen
Interessant: Fast ein Drittel (29 Prozent) derjenigen Investoren, die sich in Bezug auf ihre Kapitalanlagekenntnisse als „fortgeschritten“ oder „sachkundig“ einschätzen, wären deutlich eher bereit, ihre persönlichen Überzeugungen gegen höhere Renditen zu wechseln als Anleger, die ihre Kenntnisse als „anfänglich“ oder „rudimentär“ beurteilen. Dieser zusammenhang zeigt sich auch in Deutschland und – in noch stärkerem Maße – in Österreich. So sind in Deutschland 27 Prozent und in Österreich sogar 38 Prozent der sich selber als vergleichsweise kompetent einstufenden Anleger dazu bereit, ihre Überzeugungen gegen
mehr Rendite zu „verkaufen“.
Beruhigend ist allerdings, dass global über alle Altersgrenzen hinweg 77 Prozent, in Deutschland 79 Prozent und in Österreich 77 Prozent der Anleger bei der Geldanlage nicht gegen ihre persönlichen Überzeugungen handeln würden. Und für diejenigen weltweiten Anleger, die dazu bereit sind, müsste die durchschnittliche Rendite auf ihre Kapitalanlagen zum Ausgleich etwaiger Schuldgefühle 21 Prozent betragen – ein beachtlicher Wert.
Zusammenspiel von Nachhaltigkeit und Rendite
Insgesamt halten 42 Prozent der weltweiten Anleger es für wahrscheinlich, dass nachhaltige Kapitalanlagen zu höheren Renditen führen. In Deutschland und Österreich ist diese Ansicht weniger weit verbreitet: Hier sind dies lediglich 37 Prozent beziehungsweise 38 Prozent. Die Hauptmotivation scheinen dagegen die positiven gesellschaftlichen Effekte der Anlagen zu sein: Rund 47 Prozent global, 51 Prozent in Deutschland und sogar 60 Prozent in Österreich gaben an, dass nachhaltiges Investieren wegen seiner generellen Auswirkungen auf die Umwelt für sie interessant ist.
Sachkundige oder fortgeschrittene Anleger weltweit attestieren nachhaltigen Kapitalanlagen das größte Potenzial für höhere Renditen (44 Prozent). Auch hier wurden sowohl für Deutschland (36 Prozent) als auch Österreich (42 Prozent) etwas geringere Werte gemessen. Gleichzeitig rechnen diese erfahreneren Anlegerschichten weniger damit, dass entsprechende Kapitalanlagen sie letztlich enttäuschen (9 Prozent global, 13 Prozent in Deutschland und 23 Prozent in Österreich).
Carolina Minio-Paluello, Global Head of Product, Solutions & Quant bei Schroders:
Es ist ausgesprochen erfreulich zu sehen, dass viele Anleger heute überzeugt sind, dass nachhaltiges Investieren nicht zulasten der Wertentwicklung gehen muss. Viele Menschen wünschen, dass die Art und Weise, wie sie investieren, ihre Wertvorstellungen widerspiegelt.
Unserer Überzeugung zufolge sollten sich Investment-Performance und nachhaltige Renditen nicht gegenseitig ausschließen. Es gibt zunehmend klare Belege dafür, dass nachhaltiges Investieren zu besseren langfristigen Ergebnissen führen kann. Die Kommunikation ist deshalb entscheidend: Anleger müssen verstehen, was nachhaltiges Investieren wirklich bedeutet und beinhaltet. Deshalb liegt für uns bei Schroders ein klarer Schwerpunkt auf der engen Zusammenarbeit mit unseren Kunden. So können wir sicherstellen, dass sie sowohl ihre nachhaltigen Anlageerfordernisse als auch ihre Investment-Ziele erreichen.
Eine Frage der Information
Tatsächlich ist die Kommunikation entscheidend: 93 Prozent der weltweit Befragten sowie 89 Prozent der deutschen und 87 Prozent der österreichischen Investoren wünschen sich mehr Informationen, um sicherzugehen, dass ihre Kapitalanlagen wirklich nachhaltig sind.
Darüber, woher diese Informationen kommen sollen, gehen die Meinungen der Anleger allerdings auseinander. Weltweit sehen 34 Prozent, in Deutschland 33 Prozent und in Österreich 43 Prozent der Umfrageteilnehmer dies als Aufgabe unabhängiger Dritter an. 26 Prozent global, 19 Prozent in Deutschland und 20 Prozent in Österreich erwarten dagegen, dass die Anbieter von Kapitalanlagen selbst für Klarheit sorgen.
Nachholbedarf bei Nachhaltigkeit in Europa
Überraschenderweise gaben lediglich 44 Prozent der europäischen Umfrageteilnehmer an, dass sie Kapital in nachhaltigen Investmentfonds anlegen – der Rest investiert in Fonds, bei denen Nachhaltigkeitsfaktoren nicht berücksichtigt werden. Dieser Prozentsatz liegt unter dem von Anlegern in Nord- und Südamerika (52 Prozent) sowie Asien (49 Prozent) und steht im Gegensatz zu der allgemeinen Auffassung, die Bereitschaft, nachhaltig zu investieren, sei bei europäischen Anlegern am größten.
Unter deutschen Anlegern investiert ein Anteil von 49 Prozent und unter österreichischen Anlegern von 33 Prozent immer oder häufig in nachhaltige Fonds. Weitere 32 Prozent in Deutschland und 40 Prozent in Österreich tun dies zumindest gelegentlich. Selten oder nie legen lediglich 19 Prozent in Deutschland und 27 Prozent ihr Österreich ihr Kapital in Nachhaltigkeitsstrategien an.
Achim Küssner, Leiter der Schroder Investment Management (Europe) S.A., German Branch:
Unsere Studie zeigt: Nachhaltiges Investieren ist auf dem Vormarsch – sowohl global als auch in
Deutschland und Österreich. Dennoch gibt es hierzulande noch ein Aufholpotenzial gegenüber anderen Märkten. Wir bei Schroders beurteilen Nachhaltigkeit als überaus wichtigen Aspekt unserer Arbeit, der Ausdruck unserer gesellschaftlichen Verantwortung ist. Daher haben wir die Themen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (Environment, Social and Corporate Governance; ESG) bereits im vergangenen Jahr in sämtliche unserer Anlagestrategien fest integriert.
Darüber hinaus sehen wir in ESG jedoch auch eine Möglichkeit, noch stärkere Renditen für unsere Anleger zu erzielen. Denn: Diejenigen Unternehmen, die nachhaltig agieren, werden langfristig zu den größten Gewinnern zählen – und bieten aus Investorensicht die interessantesten Wertsteigerungsmöglichkeiten. Aus diesem Grund ist es für uns ein ebenso wichtiges Anliegen, Investoren über die vielfältigen Möglichkeiten nachhaltigen Investierens aufzuklären und gemeinsam Lösungen zu entwickeln, die ihren Wünschen und Bedürfnissen entsprechen.
Ausschlüsse oder Engagement?
Auseinander gehen die Meinungen auch darüber, wie Asset Manager diejenigen Herausforderungen angehen sollten, die im Zusammenhang mit fossilen Energieträgern stehen. Nur etwas mehr als ein Drittel der globalen Anleger (36 Prozent) ist der Meinung, dass Asset Manager zugehörige Gelder abziehen sollten, um dem Wachstum dieser Branche entgegenzuwirken. In Deutschland sowie in Österreich wurden hierzu mit jeweils 41 Prozent höhere Werte gemessen. Mehr als ein Viertel (27 Prozent) weltweit ist jedoch der Überzeugung, dass solche Investments beibehalten werden sollten, um in Form der Miteigentümerschaft Veränderungen zugunsten gesteigerter Nachhaltigkeit aktiv herbeizuführen. In Deutschland vertreten 24 Prozent und in Österreich 26 Prozent diese Ansicht.
Als die drei wichtigsten Faktoren nannten die Investoren weltweit gesellschaftlich verantwortungsvolles Handeln, die Beachtung von Umweltschutzaspekten und den Umgang mit den eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Darauf sollten sich die Unternehmen ihnen zufolge am stärksten konzentrieren. Diese Meinung teilen auch die Anleger in Deutschland und Österreich.
1 Personen im Alter zwischen 18 und 37 Jahren.
2 Im April 2020 gab Schroders eine unabhängige Online-Befragung von 23.000 Personen aus 32 Märkten in allen Teilen der Welt, die Geld anlegen, in Auftrag. Dazu gehörten unter anderem Länder in Europa, Asien sowie Nord- und Südamerika. Für die Umfrage wurden Investoren befragt, die in den nächsten zwölf Monaten mindestens 10.000 Euro (oder den Gegenwert in einer anderen Währung) anlegen wollen und in den vergangenen zehn Jahren Änderungen an ihren Investments vorgenommen haben.
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