Warum wir die Natur investierbar machen müssen

Hitzewellen und andere extreme Wetterereignisse mahnen uns, unser Verhältnis zur Natur zu überdenken. Auch der Finanzsektor muss seinen Beitrag dazu leisten.

30.08.2022
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Authors

Peter Harrison
Group Chief Executive

Da sich die Bedeutung und die Vorteile der Natur aktuell kaum mit einfachen Zahlen zusammenfassen lässt, übersehen wir sie. Johan Rockström, der schwedische Klimawissenschaftler, mit dem ich vor Kurzem bei der Londoner Climate Action Week auf dem Podium stand, bekräftigte diesen Punkt: Ohne die Natur hätten wir die 1,5-Grad-Marke bereits überschritten. Ein bekanntes Sprichwort im Management lautet: „Was gemessen wird, wird gemanagt“. Das mag nach einem Klischee klingen, ist aber im Fall der Natur erschreckend zutreffend.

Die Welt wird sich zunehmend der Tatsache bewusst, dass unsere globale Wirtschaft nicht nur net-zero, sondern natur-positiv werden muss. Hitzewellen und andere extreme Wetterereignisse erinnern uns daran, wie zerbrechlich unsere natürliche Umwelt ist. Dazu muss man wissen, was die Natur wert ist. Wir haben zum Beispiel 15 bis 20 Jahre gebraucht, um die Sprache des Kohlenstoffs – und die Offenlegung von Kohlenstoff – zu einem verständlichen Bestandteil der Unternehmensberichte zu machen. Heute müssten wir die Sprache der Natur sprechen. Es ist jedoch praktisch unmöglich, gute Daten über die Natur zu erhalten. Wir haben aber keine 15 bis 20 Jahre mehr Zeit.

Mehr als die Hälfte unseres globalen BIP hängt von der Natur ab. Ihr Schutz und Erhalt können einen wichtigen Beitrag zur Eindämmung des Klimawandels leisten. Es gibt aber auch einen gesellschaftlichen Imperativ: Solange natürliche Klimalösungen keine positiven gesellschaftlichen Auswirkungen für die Menschen und Gemeinden vor Ort haben, werden sie nicht nachhaltig sein. Investoren müssen umfassende und tiefgreifende Partnerschaften eingehen.

Die Reaktion muss energisch sein. Als Unternehmen haben wir gelernt, dass ein spürbarer Wandel in Bezug auf Diversität und Inklusion eine Revolution in unserer Kultur erfordern würde. Die gleiche grundlegende Neuregelung ist auch für unseren Umgang mit der Natur erforderlich.

Insbesondere Vermögensverwalter müssen ihre Arbeitsweise grundlegend ändern.

Bei Schroders verfolgen wir einen dreigliedrigen Ansatz. Wir haben uns verpflichtet, das Verhalten jedes Unternehmens, in das wir investieren, gegenüber der Natur zu verändern. Dabei werden wir neue naturverbundene Anlageprodukte schaffen und unser lösungsorientiertes Engagement nutzen, um Kapital in neue und bestehende Fonds zu leiten. Auf diese Weise helfen wir unseren Kunden, einen positiven Impact zu erzielen und gleichzeitig ihre Ertragsquellen zu diversifizieren.

Genau wie beim Konzept Net Zero ist die Rolle des Finanzsektors bei den Bemühungen, den Verlust unserer Natur zu bremsen und umzukehren, sowohl offensichtlich als auch unerlässlich. Nachdem der UN-Gipfel für biologische Vielfalt (COP15) kürzlich auf Dezember dieses Jahres verschoben wurde, müssen wir diese Monate nutzen, um mehr Vertreter des Finanzsektors an einen Tisch zu bringen. Es gibt keine Zeit zu verlieren.

Maßnahmen für die Natur beginnen mit Maßnahmen zur Beendigung der Entwaldung. Das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) schätzt, dass „Landwirtschaft, Forstwirtschaft und andere Landnutzung“ 22 % der weltweiten Emissionen ausmachen. Die Häfte davon (11 %) sei auf Entwaldung und Landumwandlung zurückzuführen.

Das bedeutet, dass die Messungen und Datensätze fehlerfrei sein müssen. Bei Schroders haben wir eine Scorecard zur Entwaldung entwickelt, um das Risiko der Entwaldung und das Risikomanagement von Unternehmen zu untersuchen. Außerdem haben wir Naturkapital und biologische Vielfalt zu einer Priorität für die aktive Zusammenarbeit mit Unternehmen gemacht.

Die Abholzung der Wälder stellt zunehmend ein Investitionsrisiko dar, jedoch ist die Natur auch eine bedeutende Investitionsmöglichkeit. Natürliche Klimalösungen sind Maßnahmen, um Ökosysteme zu erhalten, wiederherzustellen oder zu verbessern und so Kohlenstoff aus der Atmosphäre aufzunehmen und zu speichern. Analysen zeigen, dass durch diese Lösungen etwa ein Drittel der Klimaschutzmaßnahmen erbracht werden kann, die erforderlich sind, um die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen und die schwerwiegendsten Auswirkungen des Klimawandels abzuwenden.

Eine Statistik bringt das Problem auf den Punkt: Sie mögen zwar ein Drittel der Lösung sein, aber bis heute stellen natürliche Klimalösungen weniger als 3 % der globalen Klimafinanzierung dar. Wie können wir diese Lücke schließen?

Ich glaube, dass wir einen Wendepunkt schaffen und Investitionen beschleunigen können.

Das Investitionsargument wird von Tag zu Tag überzeugender und beruht auf dem Preis der Emissionszertifikate. Angetrieben durch nationale Netto-Null-Ambitionen und große Verpflichtungen des Privatsektors wird die Nachfrage nach hochwertigen Kohlenstoffkompensationen exponentiell steigen. Diese Chance wird durch immer ausgefeiltere Daten und Tools untermauert, die es uns ermöglichen, die natürlichen Ressourcen der Welt zu bewerten.

Zwar stellt das Angebot an Projekten nach wie vor eine Herausforderung dar. Jedoch schafft die wachsende Nachfrage und Aktivität in diesem Bereich neue Möglichkeiten zur Institutionalisierung der Projektfinanzierung, -strukturierung und -entwicklung.

Schroders freut sich über die anstehende Partnerschaft mit Conservation International Asia Pacific, um so einen der ersten spezialisierten Naturkapital-Investmentmanager in Singapur zu gründen. Das Unternehmen mit dem Namen Akaria Natural Capital will die Größenordnung und das Fachwissen erreichen, die für einen wirkungsvollen Einsatz erforderlich sind – und neue Ideen zur Lösung einiger Finanzierungsprobleme beisteuern.

Für diese Partnerschaft ist es von grundlegender Bedeutung, den gesellschaftlichen Imperativ und Naturschutzmaßnahmen in Einklang zu bringen. Nur so kann sichergestellt werden, dass diese Investitionen nicht nur den Menschen, sondern auch den Orten zugutekommen.

Interessant ist die zunehmende kollektive Dynamik der Investmentbranche in Bezug auf diese Agenda. Das verwaltete Vermögen in natürlichen Klimalösungen beträgt inzwischen 21 Milliarden US-Dollar – eine Verdoppelung in den vergangenen fünf Jahren. Die Natural Capital Investment Alliance, die von Prinz Charles auf der COP26 ins Leben gerufen wurde, ist ein wichtiger Schritt in diesem Wandel. Die 15 Mitglieder dieser Allianz haben oder werden Investmentvehikel haben, mit denen Kapital in naturnahe Projekte gelenkt wird.

Die Energiewende ist komplex. Der Übergang zu einer naturpositiven Welt wird sehr schwierig sein. Aber er ist zwingend notwendig und dringend, weshalb wir ihn investierbar machen müssen. Deshalb muss sich der Finanzsektor in der zweiten Jahreshälfte  in den Strom der Akteure einreihen, die sich für unsere Natur stark machen.

 

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Die hierin enthaltenen Ansichten und Meinungen sind die der Autoren dieser Seite und repräsentieren nicht notwendigerweise die Ansichten, die in anderen Mitteilungen, Strategien oder Fonds von Schroders zum Ausdruck gebracht oder reflektiert werden. Dieser Artikel dient nur zu Informationszwecken und ist in keiner Weise als Werbematerial gedacht. Das Material ist nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten gedacht. Das Material ist nicht als Buchhaltungs-, Rechts- oder Steuerberatung oder als Anlageempfehlung gedacht und sollte auch nicht als solche angesehen werden. Schroders geht davon aus, dass die hierin enthaltenen Informationen zuverlässig sind, übernimmt jedoch keine Gewähr für deren Vollständigkeit oder Richtigkeit. Für Irrtümer in Bezug auf Fakten oder Meinungen kann keine Verantwortung übernommen werden. Bei individuellen Investitions- und/oder strategischen Entscheidungen sollte man sich nicht auf die Ansichten und Informationen in diesem Dokument verlassen. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für künftige Ergebnisse, die Kurse von Aktien und die daraus erzielten Erträge können sowohl fallen als auch steigen, und Investierende erhalten möglicherweise nicht den ursprünglich investierten Betrag zurück.

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