Peter Harrison: Warum wir die Natur investierbar machen müssen

Hitzewellen und andere extreme Wetterereignisse mahnen uns, unser Verhältnis zur Natur zu überdenken. Der Finanzsektor muss seinen Teil dazu beitragen.

10.08.2022
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Authors

Peter Harrison
Group Chief Executive

Weil wir die Vorteile der Natur nicht quantifizieren, übersehen wir sie komplett. Johan Rockström, der schwedische Klimawissenschaftler, mit dem ich vor Kurzem auf der Londoner Climate Action Week auf dem Podium stand, bekräftigte diesen Punkt: Ohne die Natur hätten wir die 1,5-Grad-Marke bereits überschritten.

Ein bekanntes Sprichwort im Management lautet: „Was gemessen wird, wird gemanagt.“ Das mag ein Klischee sein, aber im Fall der Natur ist es erschreckend zutreffend.

Die Welt wird sich der Tatsache bewusst, dass unsere globale Wirtschaft nicht nur nettonull, sondern auch naturpositiv werden muss. Hitzewellen und andere extreme Wetterereignisse erinnern uns daran, wie zerbrechlich unsere natürliche Umwelt ist. Wir müssen also wissen, was die Natur wert ist.

Wir haben 15 bis 20 Jahre gebraucht, um die Sprache des Kohlenstoffs – und die Offenlegung des Kohlenstoffs – zu einem verständlichen Bestandteil der Unternehmensberichte zu machen. Heute ist es praktisch unmöglich, gute Daten über die Natur zu erhalten. Wir haben aber keine 15 bis 20 Jahre mehr Zeit.

Mehr als die Hälfte unseres globalen BIP ist von der Natur abhängig. Der Schutz und die Erhaltung der Natur können einen wichtigen Beitrag zur Eindämmung des Klimawandels leisten. Es gibt auch einen gesellschaftlichen Imperativ: Solange natürliche Klimalösungen keine positiven gesellschaftlichen Auswirkungen für die Menschen vor Ort und die Landbevölkerung haben, sind sie nicht nachhaltig. Investoren müssen umfassend und intensiv zusammenarbeiten.

Die Reaktion muss energisch sein. Als Unternehmen haben wir gelernt, dass eine sinnvolle Veränderung in Bezug auf Diversität und Inklusion eine Revolution in unserer Kultur erfordern würde. Die gleiche grundlegende Überarbeitung ist auch für unseren Umgang mit der Natur erforderlich.

Vor allem die Vermögensverwalter müssen ihre Arbeitsweise grundlegend ändern.

Bei Schroders verfolgen wir einen dreigleisigen Ansatz. Wir haben uns verpflichtet, das Verhalten jedes Unternehmens, in das wir investieren, gegenüber der Natur zu ändern. Wir werden dabei neue naturbasierte Anlageprodukte schaffen und unser Lösungsgeschäft nutzen, um Kapital in neue und bestehende Fonds zu leiten. Auf diese Weise helfen wir unseren Kunden, eine positive Wirkung zu erzielen und gleichzeitig Ihre Ertragsquellen zu diversifizieren.

Genau wie bei Netto-Null ist die Rolle des Finanzsektors bei den Bemühungen, den Naturverlust zu stoppen und umzukehren, sowohl klar als auch entscheidend. Nachdem der UN-Gipfel über die biologische Vielfalt (COP15) kürzlich auf Dezember dieses Jahres verschoben worden ist, müssen wir diese Monate nutzen, um mehr Vertreter des Finanzsektors an den Tisch zu bringen. Es gibt keine Zeit zu verlieren.

Massnahmen zum Schutz der Natur beginnen mit Massnahmen zur Beendigung der Entwaldung. Der IPCC, der Zwischenstaatliche Ausschuss für Klimaänderungen, schätzt, dass „Landwirtschaft, Forstwirtschaft und andere Landnutzung“ 22 % der weltweiten Emissionen ausmachen, wobei die Hälfte davon (11 %) auf Entwaldung und Landumwandlung zurückzuführen ist.

Das bedeutet, dass die Messungen und Daten richtig sein müssen. Bei Schroders haben wir eine Scorecard zur Entwaldung entwickelt, um zu untersuchen, inwieweit Unternehmen einem Entwaldungsrisiko unterliegen und wie sie damit umgehen. Ausserdem haben wir Naturkapital und biologische Vielfalt zu einer Priorität für das aktive Engagement bei Unternehmen gemacht.

Die Entwaldung stellt zunehmend ein Investitionsrisiko dar, jedoch ist die Natur auch eine bedeutende Investitionsmöglichkeit. Natürliche Klimalösungen sind Massnahmen, um Ökosysteme zu erhalten, wiederherzustellen oder zu verbessern und so Kohlenstoff aus der Atmosphäre aufzunehmen und zu speichern. Analysen haben ergeben, dass diese Lösungen das Potenzial haben, etwa ein Drittel der Klimaschutzmassnahmen zu liefern, die erforderlich sind, um die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen und die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels zu vermeiden.

Eine Statistik bringt das Problem auf den Punkt: Sie mögen ein Drittel der Lösung sein, aber heute erhalten natürliche Klimalösungen weniger als 3 % der gesamten globalen Klimafinanzierung. Wie schliessen wir diese Lücke?

Ich glaube, dass wir einen Wendepunkt schaffen und die Investitionen beschleunigen können.

Das Investitionsargument wird von Tag zu Tag überzeugender und beruht auf dem Preis der Emissionszertifikate. Die Nachfrage nach hochwertigen Kohlenstoffkompensationen wird aufgrund von nationalen Netto-Null-Zielen und grossen Verpflichtungen des Privatsektors exponentiell ansteigen. Diese Chance wird durch immer ausgefeiltere Daten und Instrumente untermauert, die es uns ermöglichen, die natürlichen Ressourcen der Welt zu bewerten.

Zwar stellt die Bereitstellung von Projekten nach wie vor eine Herausforderung dar. Jedoch schaffen die wachsende Nachfrage und Aktivität in diesem Bereich neue Möglichkeiten zur Institutionalisierung der Projektfinanzierung, -strukturierung und -entwicklung.

Schroders freut sich über die anstehende Partnerschaft mit Conservation International und plant, einen der ersten spezialisierten Manager für Impact-Investments in Naturkapital in Singapur zu schaffen. Das Unternehmen mit dem Namen Akaria Natural Capital will die Grössenordnung und das Fachwissen erreichen, die für einen wirkungsvollen Einsatz erforderlich sind, und neue Ideen zur Lösung einiger Finanzierungsengpässe beisteuern. 

Für diese Partnerschaft ist es von grundlegender Bedeutung, die gesellschaftlichen Erfordernisse im Zusammenhang mit Naturschutzmassnahmen in den Griff zu bekommen. Nur so lässt sich sicherstellen, dass diese Investitionen nicht nur den Menschen, sondern auch Orten zugutekommen.

Interessant ist die zunehmende kollektive Dynamik der Investmentbranche in Bezug auf diese Agenda. Das verwaltete Vermögen für natürliche Klimalösungen beläuft sich inzwischen auf 21 Milliarden US-Dollar – eine Verdoppelung in den letzten fünf Jahren. Die vom Prince of Wales auf der COP26 ins Leben gerufene Natural Capital Investment Alliance ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung. Die 15 Mitglieder dieser Gruppe haben bereits oder zukünftig Investitionsvehikel, die dazu beitragen, Kapital in naturbezogene Projekte zu leiten.

Die Energiewende ist komplex. Der Übergang zu einer naturpositiven Welt wird sehr schwierig sein. Aber er ist zwingend notwendig und dringend, und zudem müssen wir ihn investierbar machen. Deshalb muss sich der Finanzsektor in der zweiten Jahreshälfte in den Chor der Akteure einreihen, die Massnahmen zum Schutz der Natur ergreifen.

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