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Q&A: So haben wir mit europäischen Banken beim Thema Klimawandel zusammengearbeitet

Banken sind die Hauptfinanzierer von Emissionen. Deshalb ist die Zusammenarbeit mit den Banken, in die wir investieren, so wichtig.

30.01.2023
European banks hero

Authors

Justin Bisseker
European Banks Analyst
Carol Storey
Leiterin Climate Engagement
Nicholette MacDonald-Brown
Leiterin European Blend Equities

Der CO2-Fussabdruck einer Bank ist relativ klein, wenn es um den Betrieb ihrer Büros und Filialen geht. Aber als Finanzdienstleister haben Banken einen entscheidenden Einfluss auf die Emissionen ihrer Kunden und auf den Planeten als Ganzes. Finanzierte Emissionen sind daher die wichtigste Kennzahl für Banken.

Wenn die Welt das Ziel des Pariser Abkommens, den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen, erreichen will, müssen die Banken aufhören, Aktivitäten zu finanzieren, die schädliche Emissionen verursachen.

Justin Bisseker, Bankenanalyst im europäischen Aktienteam, hat sich 2022 mehr als einen Monat lang mit neun europäischen Banken über Klimafragen unterhalten. In diesem Q&A erklärt er, wozu das führte. Carol Storey, Leiterin des Klima-Engagements, erläutert, wie sich diese Engagements in den breiteren Rahmen des Klima-Engagements von Schroders einfügen. Portfoliomanagerin Nicholette MacDonald-Brown erklärt zudem, wie dieses Engagement ihr bei der Aktienauswahl hilft.

Welchen Umfang hatte dieser Einsatz?

Justin Bisseker (JB): „Ich habe mich mit neun europäischen Banken beschäftigt, bei denen Schroders eine grosse Aktienposition hält. Meine Kollegen im Kreditteam waren federführend bei der Kontaktaufnahme mit drei weiteren europäischen Banken, bei denen Schroders derzeit beträchtliche Bestände an festverzinslichen Wertpapieren hält.

„Der Zweck des Engagements bestand darin, zu verstehen, wie jede Bank bei 33 verschiedenen Kriterien abschneidet. Dabei waren die wichtigsten Schwerpunkte: finanzierte Emissionen, die Festlegung glaubwürdiger Ziele und Zeitrahmen für Klimaübergangspläne sowie die Offenlegung sowohl der finanzierten Emissionen als auch der Übergangspläne.

„Alle neun Banken, mit denen ich gesprochen habe, sind Unterzeichner der Net Zero Banking Alliance der UN. Damit wird von den Banken verlangt, dass sie ihre Kreditvergabe und ihr Anlageportfolio auf den Weg zu Netto-Null-Emissionen bis 2050 ausrichten. In diesem Zusammenhang müssen die Banken 2030 Ziele festlegen, die sich auf die Kreditvergabe oder Investitionen in den Sektoren mit den höchsten Treibhausgasemissionen konzentrieren. Ich wollte herausfinden, welche Ziele bereits gesetzt wurden und was wir in den kommenden Monaten erwarten können.“

Was waren die grössten Herausforderungen bei diesem Projekt?

JB: „Die grösste Herausforderung war, dass dieser Bereich für die Banken noch sehr jung ist. In mehreren Fällen war dies das erste Mal, dass ein fundamentaler Aktienanalyst wie ich ihnen Fragen zu ihren finanzierten Emissionen oder ihren Plänen für den Klimawandel stellte. Viele Banken müssen erst lernen, dass sich die Anleger nicht nur für die Gewinne interessieren, sondern auch dafür, wie diese Gewinne erzielt werden.

„Eine grosse Herausforderung bei der Messung der finanzierten Emissionen besteht darin, dass nicht alle Banken die gleiche Methodik verwenden. Viele, aber nicht alle, verwenden PCAF (Partnership for Carbon Accounting Financials). Und was die Ziele für die Emissionsreduzierung betrifft, so haben einige Banken diese noch nicht von einer unabhängigen Stelle wie der Science-Based Targets Initiative validieren lassen. Ohne dies ist es unmöglich abzuschätzen, ob die Ziele, die sich die Banken gesetzt haben, tatsächlich zu einem Weg zu Netto-Null-Emissionen bis 2050 führen werden oder nicht.

„Und die wahrscheinlich frustrierendste Herausforderung bestand darin, alle Informationen zu beschaffen, die für eine angemessene Analyse der einzelnen Banken und deren Vergleich untereinander erforderlich waren. Als Bankanalyst bin ich es gewohnt, alle relevanten Finanzinformationen an einem Ort zu finden, aber für die meisten Banken gibt es derzeit keine „einzige Quelle der Wahrheit“ für ihre Klimarisiken und Übergangspläne. So war zum Beispiel manchmal nicht klar, ob eine Bank keine Richtlinien hatte oder ob sie diese Richtlinien einfach nicht offengelegt hatte.“

Welche Schlüsse konnten Sie aus den Gesprächen ziehen?

JB: „Projekte wie dieses sind kein einmaliger Vorgang. Unter anderem sollen mit jeder Bank die Massnahmen durchgegangen werden, die wir gern von ihr sehen wollen, und dann regelmässig zu überprüfen, welche Fortschritte gemacht werden.

„Es ist ganz klar, dass sich die Zielvorgaben schnell verschieben. Ziele oder Angaben, die in einem Jahr noch vernünftig erscheinen, können schon bald veraltet sein, wenn die Energiewende immer dringlicher wird. Aber wir wissen jetzt, wie „gut“ aussieht. Ausserdem stellen wir sicher, dass die Banken, mit denen wir zusammenarbeiten, sich an diesen Standard halten.

„Trotz der erwähnten Herausforderungen sind die europäischen Banken hier wirklich führend, und das ist sehr ermutigend. Vor allem einige britische Banken sind Vorreiter. Ermutigend ist auch, dass die Banken bereit waren, mit uns über dieses Thema zu sprechen. Viele sind sehr an unserer Meinung interessiert, wie sie im Vergleich zu anderen Unternehmen dastehen.“

Wie fügen sich diese Engagements in die umfassendere Active-Ownership-Aktivität von Schroders ein?

Carol Storey (CS): „Wir haben Anfang 2022 einen Engagement Blueprint veröffentlicht, in dem wir unsere Vision für Active Ownership darlegen. Das Klima ist eines unserer sechs vorrangigen Engagement-Themen und innerhalb dieses Themas ist die Klimafinanzierung eines unserer wichtigsten Anliegen.

„Der Zweck der Auseinandersetzung mit diesem Thema besteht darin, herauszufinden, wie ein Finanzinstitut seine Kredite oder Investitionen auf Technologien ausrichten wird, die im Zuge des Übergangs zu Netto-Null-Emissionen schnell wachsen und eine stärkere finanzielle Unterstützung erfordern werden. Und gleichzeitig wollen wir wissen, wie es sich von den emissionsintensiven Aktivitäten abwenden will, die in Zukunft den grössten Gegenwind erfahren werden.

„Justins Gespräche mit paneuropäischen Banken waren sehr detailliert. Ich werde den US-Banken in einer der nächsten Runden ähnliche Fragen stellen.

„Diese Einsätze helfen uns, die Banken zu identifizieren, die in Klimafragen führend sind. Aber wir haben auch Hürden bei der Datenerhebung, fehlende interne Ressourcen zur Unterstützung des Anliegens und das Fehlen einer etablierten Portfolimessungs- und Zielsetzungsmethodik festgestellt. In diesen Fällen hat unser Engagement dazu beigetragen, die Banken auf bewährte Verfahren hinzuweisen, die wir anderswo gesehen haben.

„Bei dieser Art von Engagement geht es darum, mit den Banken zusammenzuarbeiten, um Wissen zu teilen, damit sie fundiertere Entscheidungen treffen können.“

Und wie hilft das bei der Titelauswahl in Portfolios?

Nicholette MacDonald-Brown: „Als Portfoliomanagerin, die sich auf nachhaltige europäische Aktien spezialisiert hat, möchte ich auf eine Art und Weise investieren, die attraktive Renditen für die Kunden bringt und gleichzeitig einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft und das Verhalten der Unternehmen hat.

„Die Richtlinien der Banken und ihre Entscheidungen in Bezug auf finanzierte Emissionen sind wichtig, weil sie den Wert von Investitionen und das Wohlergehen des Planeten beeinflussen. In der fossilen Brennstoffbranche stark engagierte Banken sind durch den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft mit erheblichen finanziellen, regulatorischen und Reputationsrisiken konfrontiert.

„Die Art von Engagement, die Justin an den Tag gelegt hat, hilft mir zu erkennen, welche Banken den grössten Abwärtsrisiken ausgesetzt sind, weil sie viele ihrer derzeitigen Finanzierungsaktivitäten aufgeben müssen. Gleichzeitig lässt sich so besser herausfinden, wo einzelne Banken wachsen könnten.

„Und es geht auch darum, mit den Banken zusammenzuarbeiten, um Wissen zu teilen, damit sie fundiertere Entscheidungen treffen können. Diese fundierten Entscheidungen helfen wiederum, die Investitionen unserer Kunden zu stärken, und tragen zum Aufbau nachhaltigerer Geschäftsmodelle und einer nachhaltigeren Welt bei.“

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